Eigentlich würde es reichen an dieser Stelle meinen Konzertbericht aus Tilburg vom September 2017 einfüge. Dort wurde prinzipiell schon alles gesagt, was es zu AYREON UNIVERSE und dem nun veröffentlichten Doppel-Livealbum, kurz “Best Of Ayreon Live” genannt, zu sagen gibt. Superbe Sänger, fähige Instrumentalisten und ein sichtlich gerührter Arjen Anthony Lucassen, der sein Glück ob der genialen Shows (es wurden drei angesetzt, die alle binnen kürzester Zeit ausverkauft waren) kaum fassen konnte, ein Publikum, das Bock auf Party hatte und ein glasklarer Sound machen “Best Of Ayreon Live” zu einem Erlebnis der Extraklasse.
Gesangliche Extraklasse
Wer nicht vor Ort war, sollte sich die BluRay zur Show auf jeden Fall einverleiben. Hier wird niemand enttäuscht. Geboten wird, neben diversen Klassikern des AYREON-Kosmos, ein gelungener Querschnitt des Schaffens von Arjen, der schon ziemlich nah an ‘optimal’ heranreicht. Fehlende persönliche Lieblingssongs gibt es natürlich immer, von daher kann man die Setlist mit über 2,5h Spielzeit objektiv als gelungen bezeichnen. Dann kommen wir zu den Sängern, die sich über die Zeit die Ehre geben. Floor Jansen (NIGHTWISH) ist natürlich dabei, sie hat schon, als eher unbekannte Sängerin (damals noch AFTER FOREVER), die ersten Alben von Mastermind Arjen Lucassen mit ihrer Stimme veredelt. Daneben sind u.a. noch ihr NIGTHWISH-Kollege Marco Hietala, Tommy Karevik (KAMELOT), Damien Wilson (ex-THRESHOLD), Anneke van Giersbergen (ex-THE GATHERING) oder Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN) zu hören. Vor allem Kürsch wird ja gerne ob seines Gesangs kritisiert, hier in Tilburg bietet er aber eine absolut saubere Performance. Hut ab! Auch Mike Mills gehört gesondert genannte, der die schwierige Situation meistert “Loser” zu intonieren, das im Original vom genialen Mike Baker (ex-SHADOW GALLERY, R.I.P.) eingesungen wurde. Auch hier Hut ab!
Unglaubliche Stimmung
Wer einen ungefähren Eindruck von der Stimmung in der Halle bekommen möchte, dem empfehle ich “Valley Of The Queens” (hier kann man eine Stecknadel fallen hören), “Loser”, “Intergalactic Space Crusaders” (mit perfektem mehrstimmigen Gesang) oder das abschließende “The Eye Of Ra” anzuchecken. Hier wird musikalische Kunst auf höchstem Niveau geboten, wobei die AYREON Kompositionen schon immer weniger Wert auf Knoten in den Fingern und Ohren gelegt haben, als vielmehr auf Stimmung und Atmosphäre. Und genau das zeigt “Best Of Ayreon Live” eindrucksvoll: Gänsehautstimmung von der ersten Sekunde bis zum letzten Ton.
Stimmiges Gesamtpaket
Daneben wird das Gesamtpaket von einer opulenten, aber immer auf den jeweiligen Song abgestimmten Lightshow (inkl. Videowand) abgerundet. Klar, dass alle Beteiligten dabei mächtig Spaß hatten. Nur so kann man auch Höchstleistungen wie eben “Valley Of The Queens” oder das nicht weniger geniale “Intergalactic Space Crusaders” (vom ersten STAR ONE Album) so bringen, dass es perfekt klingt, dabei aber wirkt wie mal eben aus der Hüfte geschossen. Ich hoffe wirklich, dass sich Arjen Lucassen nicht noch einmal so viel Zeit zwischen Shows vergehen lässt. Die Welt braucht mehr von diesen ergreifenden Shows. Deshalb waren die drei Abende in Tilburg auch viel mehr, als schnöde Konzerte von Band XY.
Top Show und eine große Gemeinschaftsleistung, hier ist echt jeder mit Einsatz bei der Sache. Macht mir in der Form tatsächlich mehr Spaß als auf den Alben weil alles einfach ein wenig lebendiger klingt.
Nur ein kleiner Punkt zu einer Aussage im Review. Wann und wo wurde Hansi Kürsch denn mal wegen seines Gesangs kritisiert? Das höre/lese ich hier tatsächlich zum ersten mal. Klar, technisch ist er jetzt kein Dickinson oder Dio, aber grade live einer der konstantesten Metalsänger die mir so einfallen.
Geht leider nicht so an mich ran. Wenn es keltischer wird, bspw. bei River of Time ist das großartig. Ist das aber nicht der Fall, mag das Ganze zwar technisch, stimmlich etc. alles großartig sein, aber es ist dann einfach nicht meine Musik, ist mir dann zu langweilig. Da ich wahrscheinlich nicht die Hauptzielgruppe bin, vergebe ich auch keine Wertung.
neben all der Großartigkeiten, die diese Show zu bieten hat (es gibt wirklich überhaupt gar nix zu meckern an dem Gesamtpaket, das hier geboten wird/wurde – eigentlich 11 von 10 möglichen Punkten) soll aber noch John JayCee Cuijpers als DIE Entdeckung schlechthin hier erwähnt werden. Den hatte ich überhaupt nich auf’m Zettel und hat mich schier umgehauen! Auch Magali Luyten und Jonas Renske haben tiefen Eindruck bei mir hinterlassen.
Besonders schön, als AYREON Fan der (fast-) erst Stunde, das Edward Reekers; Robert Soeterboek und Jay van Feggelen auch mit dabei sind. Und natürlich der immer grandiose Damian Wilson …. Ein Fest!! \m/