Axewound - Vultures

Review

Die Idee der Supergroup ist fast so alt wie die Populärmusik an sich: eine Band, deren Mitglieder zuvor bereits in anderen, oft sehr bekannten Bands erfolgreich waren und sich nun zusammengetan haben, um das ultimative Ding zu starten. Über die Jahre kamen so immer wieder echte Perlen zustande, denk ich nur mal an Bands wie A PERFECT CIRCLE, VELVET REVOLVER oder BLACK COUNTRY COMMUNION. Geht man also nach dieser Definition, so dürfen sich die walisisch-amerikanischen AXEWOUND ebenfalls in die Reihe der hochkarätig besetzten Truppen einreihen, denn neben BULLET FOR MY VALENTINE-Frontsau Matt Tuck geben sich hier noch Liam Cormier von den CANCER BATS, Mike Kingswood von GLAMOUR OF THE KILL, Joe Copcutt von RISE TO REMAIN sowie Jason Bowld von PITCHSHIFTER die Klinke in die Hand. Die Vorteile einer solchen Band liegen scheinbar auf der Hand: Erfahrung, Management, Produktion, Vermarktung, hier läuft quasi alles wie von selbst. Auf der anderen Seite sind die Erwartungen entsprechend hoch, und so war ich etwas geschockt, dass das Debut der ersten Modern-Metal-Supergroup, „Vultures“, in sage und schreibe elf Tagen entstanden ist. Kann das was sein?

Ja, das kann es. „Vultures“ punktet von der ersten Minute an mit etwas, das ich bei all den anderen Bandprojekten der Mitglieder oft vermisst habe: rohe Gewalt, angepisste Shouts und fette Riffs, und zwar ohne Ende. Schon der Opener und gleichzeitige Titeltrack, der gleich mal von AVENGED SEVENFOLD-Sänger Synyster Gates unterstützt wird, entfaltet schnell seine ganz eigene Note. Von allzuviel Vergleichen will ich absehen, denn es gelingt den Jungs von AXEWOUND einen sehr individuellen Sound irgendwo zwischen Hardcore, Modern, Nu Metal und etwas Thrash zu finden. Abwechslung wird groß geschrieben, ob es nun der epische Refrain in „Post Apocalyptic Party“, die cleanen Parts in „Cold“ oder das rotzige Hardcore-Geplänkel in „Victim Of The System“ ist, die diversen Einflüsse machen sich stets positiv bermerkbar. Die Hitdichte wird konstant hoch gehalten, gleich nach dem ersten Durchlauf habe ich massig Refrains und Hooklines im Kopf, und auch die anfangs weniger zugänglichen Songs wie „Destroy“ oder „Burn Alive“ entfalten sich nach einiger Zeit. Was aber am meisten Spaß macht, ist rauszuhören, wer an welchem Song jeweils die Feder geführt hat. Der cleane Refrain in „Exorchrist“ zum Beispiel hätte so auch auf dem letzten BFMV-Output zu finden sein können, während „Blood Money and Lies“ auch ganz gut als CANCER BATS-Song durchging. Und trotzdem ist da immer der kleine, aber feine Unterschied, der die Nummern letztendlich zu verdammt starken Tracks macht. Ganz nebenbei sollte mach noch bemerken, dass die Produktion auf „Vultures“ mehr als satt geworden ist. So sollten sich Drums anhören, aber von einer Kombo dieses Formats darf man das fast schon erwarten.

Tja, und nach rund vierzig Minuten habe ich die Story mit dem Album in elf Tagen eigentlich komplett vergessen, denn „Vultures“ klingt alles andere als dahin gesudelt. Die zehn Tracks sind abwechslungreich, ballern brutal und die Refrains gehn teilweise richtig unter die Haut. Man lässt sich zwar die Herkunft hier und da mal anmerken, bleibt aber stets bemüht, seine eigene Schiene zu fahren, und das gelingt verdammt gut. Das Debut ist einer der Modern-Metal-Kracher des Jahres und muss sich nun noch im Langzeittest beweisen. Bis dahin gibt es aber wohlverdient acht Punkte und die Lust auf mehr.

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06.11.2012

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