So ein wenig Resignation ist im Hause PELL schon zu spüren. Ist das letzte Über-Album „Kings And Queens“ nun auch schon vier Jahre her – eine im Hardrock endlos lange Zeit, die mit zwei Studio-Aufnahmen und einer Live-DVD überbrückt wurde – traut man dem hellhaarigen Hünen aus Bochum nach der stagnierenden „Mystica“ den großen Wurf auch mit der neuen Platte „Tales Of The Crown“ auch nicht mehr wirklich zu. Sänger Johnny Gioeli klang schließlich Ende der 90er noch deutlich energischer, und Schlagzeuger Mike Terrana wird mittlerweile ganz schön genervt sein, keine Doublebasspassagen mehr zu haben.
Aber wer braucht schon Doppelbässe, wenn man die Pelltypischen Trademarks wie tiefe Streicherbeisätze oder die immer gleichen Ausleitungen am Themenende vorweisen kann. Neue Elemente sucht man auf der „Tales of The Crown“ beinahe vergebens, stattdessen sind die Nummern jetzt tendenziell alle etwas länger und die oft gehörten Refrains noch ein wenig gestreckter. Melodisch gesehen ist der oft zitierte grüne Bereich aber auch Anno 2008 wieder spielerisch erreicht worden. Der Opener „Higher“ rockt episch vor sich hin, mit „Buried Alive“ gibt es den obligatorisch starken Uptempotrack, und das Instrumental „Emotional Echoes“ stellt sich als wahnsinnig experimentive Nummer mit flockig-cleaner Akkordarbeit heraus. „Angel Eyes“ orientiert sich vergeblich an „Strong As A Rock“, ist aber dennoch eine gute Nummer, und der Titeltrack zelebriert mehr als acht Minuten lang richtig mächtige Hardrockbretter. Lediglich die Ballade „Touching My Soul“ ist diesmal emotional wie ein Teller Brotsuppe, und kann durch das mittelmäßige „Riding On An Arrow“ auch nicht mehr rausgerissen werden.
Letztenendes ist also „Tales Of The Crown“ auf demselben Niveau wie „Mystica“ und verdient deswegen auch dieselbe Punktzahl. Klar würde ich im Hardrockgenre niemals so etwas wie Innovation erwarten, aber dann müssen die Songs auch absolut sitzen und zumindest sowas wie Feeling rüberbringen. Bei AXEL RUDI PELL gab es das mal in deutlich größeren Mengen als in den letzten Jahren, und da sollte beim nächsten Album auch unbedingt wieder angesetzt werden. Dann würde ich auch eine längere Wartezeit in Kauf nehmen.
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