Axel Rudi Pell - Diamonds Unlocked

Review

Galerie mit 33 Bildern: Axel Rudi Pell - Lost XXIII Tour 2022 in Stuttgart

Als AXEL RUDI PELL vor einigen Monaten ein reines Cover-Album ankündigte, lag der Verdacht nahe, dass hier ausgiebigst dem großen Vorbild Ritchie Blackmore gehuldigt werden würde. Doch weit gefehlt! Die Songauswahl von „Diamonds Unlocked“ berücksichtigt keinen einzigen DEEP PURPLE- oder RAINBOW-Klassiker und wildert schwerpunktmäßig im Rock/Pop-Sektor. Auch die auf bisherigen Alben veröffentlichten Cover-Versionen bleiben außen vor, so dass sich auf „Diamonds Unlocked“ ausschließlich neues Material findet und nicht – wie im Falle der PELL’schen „The Ballads“-Compilationen – mit bereits veröffentlichten Songs noch einmal abkassiert werden soll.
Lediglich RIOTs „Warrior“ und der KISS-Klassiker „Love Gun“ (als Akustikgitarren-Ballade mit deutlich mehr Gefühl als man von einem Song der Maskenträger je erwartet hätte) würde man guten Gewissens im hauseigenen „Hard & Heavy“-Regal einsortieren. Um Stücke von Chris Rea, Michael Bolton oder Phil Collins dürften die meisten Metaller im Normalfall sogar einen großen Bogen machen. Doch in der Pell’schen Neuinterpretation hat natürlich jeder Song fette Gitarrensounds und einen ordentlichen Schuss Härte spendiert bekommen.

In den meisten Fällen wird das Feeling der Originale gut getroffen, was in stimmigen Songs resultiert, über die sich auch die Komponisten freuen dürften. Etwas blass bleiben allerdings „Like A Child Again“ (THE MISSION) und „Heartbreaker“ (FREE). An „In The Air Tonight“ dürften sich die Geister scheiden. Hier hat die Band einen ganz eigenen Zugang zu diesem Phil Collins-Klassiker gefunden, trotz längerer Gitarrenparts und einem organischeren Drumming hat die Originalfassung des ehemaligen GENESIS-Trommlers aber die Nase immernoch deutlich vorne. Echte Meilensteine der Musikgeschichte kann man eben nicht mehr verbessern.
Highlights sind dagegen „Beautiful Day“, das im Original von den hauptberuflichen Weltverbesserern U2 stammt und hier mit deutlich mehr Pfeffer und dreckiger Rotz-Attitüde gewürzt wird, und der schöne THE WHO-Klassiker „Won’t Get Fooled Again“. Letzteres Stück setzt als Rausschmeißer einen schönen Schlussakzent und bietet alles, was das Original ausmacht, angereichert mit den markanten AXEL RUDI PELL-Trademarks. Diese finden sich aber auch in allen übrigen Stücken mehr oder weniger deutlich wieder, so dass sich die „Diamonds Unlocked“-Tracks nahtlos in das bisherige Schaffen des Wattenscheider Gitarrenhelden einreihen.

Ob man ein solches Album wirklich braucht, darüber darf man natürlich geteilter Meinung sein und ein echter Ersatz für ein neues Studioalbum mit eigenem Songmaterial kann auch die beste Cover-Kollektion niemals sein. „Diamonds Unlocked“ ist aber von der Songauswahl bis zur Spieltechnik ein handwerklich gut gemachtes Album, das Fans des Wattenscheiders jede Menge Spaß bieten und die Wartezeit bis zum nächsten „echten“ AXEL RUDI PELL-Werk angenehm verkürzen wird.

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18.09.2007

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