Axegrinder - Rise Of The Serpent Men

Review

Ein Wunder, dass Peaceville es gewagt hat, diesen Underground-Kracher noch einmal neu aufzulegen, und dieses Mal kommt die Scheibe nicht nur auf Vinyl oder einer miesen Split-CD, sondern regulär als CD-Album. Ausgestattet mit fünf Bonustracks und neuer Aufmachung klappert „Rise Of The Serpent Men“ erneut durch die Botanik und zeigt, was man 1988 durchaus als innovative Musik (in gewissen Maßen versteht sich) bezeichnen konnte.

Angefangen als Crustpunks mutierten AXEGRINDER immer mehr zu einer Band, die Punk und Metal so lange miteinander vermischt hat, bis das Ergebnis eine äußerst eindrucksvolle, musikalische Schöpfung darstellte. Mit stampfenden, maschinell wirkenden, aber trotzdem nicht leblosen Beats hielten sie sich komplett fern vom üblichen Gehacke der damaligen Punk-Zeit und auch die Gitarren versuchten eher Atmosphäre zu erzeugen, als filigrane Töne abzuliefern. Der Lärmanteil war dabei zwar sehr hoch, aber trotzdem hatte alles Stil und seinen Sinn. Auch die verdammt gut passenden Lyrics, inklusive richtiger Refrains konnten auf eine neue Art und Weise beeindrucken. AXEGRINDER pendelten zwischen leisen Bass- oder Gitarrentönen hin und her, vergaßen dabei aber nie die Funktion des jeweiligen Liedes. Dadurch, dass hier an den richtigen Stellen reduziert, aber auch dafür an anderen Ecken richtig aufgedreht wurde, bekommt die Musik einen ureigenen Charakter.

Man fühlt den Spirit der späten 80er, das Aufbegehren der Musik, die alt (aber nicht lächerlich) klingenden, aber dafür umso reiner wirkenden Synthie-Zwischenspielchen und das bestreben, etwas Eigenes, vielleicht sogar Neues zu erschaffen. Der kratzige Gesang setzt dem Ganzen die Krone auf, passt er doch wunderbar in das Gefüge und erinnert sogar en wenig an KILLING JOKE.

Besonders sympathisch an diesem Album ist, dass man sogar kleine Verspieler hört, die dem entsprechenden Lied aber nicht wehtun, weil die Musik von AXEGRINDER genügend Raum für solche „Missgeschicke“ lässt. Man wird hier ständig von einer wahren Gitarrenwand (für damalige Verhältnisse) niedergemäht, so dass ein oder zwei schiefe Töne nicht viel ausmachen. Das ist Musik ohne viel technischen Schnickschnack, und höchstens das Schlagzeug ist merkbar modifiziert worden, was man vor allem an der verstärkten Snare Drum erkennt. Alles in allem also ein durch und durch ehrliches Album.

Bevor hier wieder die ersten Unkenrufe laut werden sei gesagt, dass AXEGRINDER nie das Maß der Dinge waren, aber sie haben mit „Rise Of The Serpent Men“ ein wahrlich eigenständiges und verdammt gutes Scheibchen abgeliefert, dass ich mir selbst heute noch, nach fast 20 Jahren, immer wieder gerne anhöre.

Als Zugabe auf diesem Re-Release gibt es das Demo der AXEGRINDER-Nachfolge-Band WARTECH, was ich persönlich allerdings als entbehrlich empfinde. Ein wenig störend ist es sogar, da der Stil zwar ähnlich, aber trotzdem viel Punk-lastiger ausgelegt ist und nicht so ganz zum vorigen Stoff passen will. Deshalb diese zwei Veröffentlichungen unbedingt getrennt voneinander anhören!

Ein weiteres kleines aber dafür umso wichtigeres Manko ist, dass das originale Frontcover fehlt. Zwar hat man vom alten Artwork den „Flügelschädel“ benutzt, den übrigens ein gewisser Jeff Walker (ja, genau der!) entworfen hat, aber das Digipak selbst ist im Grunde eine rundum erneuerte Verpackung. Es hätte ja gelangt, wenn das Booklet wenigstens mit dem richtigen Cover ausgestattet gewesen wäre, aber selbst darauf hat man komplett verzichtet. Sehr schade.

Wie dem auch sei, für alle, die schon lange nach dem Album suchen, gibt es nun die Gelegenheit, das Teil abzugreifen. Wer bereits die unschöne Split-CD mit PROPHECY OF DOOM besitzt („Acknowledge The Confusion Master“, auf der das AXEGRINDER-Album als Bonus zu finden war), braucht dieses Re-Release nicht. Alle anderen Interessierten sollten die Chance nutzen und sich „Rise Of The Serpent Men“ abgrabschen.

12.01.2008
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