Dass beinharter, moderner und melodischer Thrash Metal nicht notwendigerweise aus Dänemark oder nördlicheren Gefilden kommen muss, zeigen die Belgier AXAMENTA eindrucksvoll mit ihrem neuen Album. Der Titel mag vielleicht etwas sperrig klingen, steht aber Pate für die Klangarchitekten und ihr Konstrukt, welches sich sämtlicher Spielarten des extremen Metal bedient.
Das stilistische Zepter liegt zwar in der Hand des Neo-Thrash, wie wir ihn von Bands wie SOILWORK, IN FLAMES, MNEMIC, THE ARCANE ORDER oder MYGRAIN kennen, allerdings finden sich auch Versatzstücke aus den Bereichen Black-, Death- und Power Metal, veredelt durch diverse progressive Duftnoten.
Gerade die Alteingesessenen der genannten Bands sollten sich angesichts der Konkurrenz aus Belgien warm anziehen, denn mit dem, was AXAMENTA auf ihrem Album runterreißen, hängen sie die alten Hasen um Längen ab. Die (Qualitäts-)Unterschiede sind mannigfaltig: AXAMENTA legen ein Ideenreichtum, Variation und Kreativität an den Tag, die locker für drei Alben gereicht hätte. Der lange Schaffensprozeß, der mehr als ein ganzes Jahr andauerte und der Hinwendung der Band zu technischen und progressiven Ufern haben „Ever-Arch-I-Tech-Ture“ zu einem kleinen Genre-Meisterwerk reifen lassen. Was gleich zu Beginn auffällt, ist der bombastische, orchestrale Sound, der zwar teilweise durch Keyboards geschaffen wird, diese jedoch auch durch orchestrale Samples ergänzt bzw. vollkommen ersetzt werden. Wer hier also eben beim Wort „Keyboard“ erschreckt aufgesprungen ist, sei hiermit versichert, dass AXAMENTA vollkommen auf quietschige und überladene Synthetikklänge verzichten. Endlich mal eine Band, die sich der richtigen Dosierung bewußt ist, und bei der sich orchestrale Elemente perfekt ins instrumentale Gesamtbild einfügen. Die Kompositionen erreichen damit eine Tiefe, die man auf den Alben der genannten Bands nicht finden wird, die AXAMENTA aber gleichzeitig in die Nähe von Bands wie ARCTURUS und DARK TRANQUILLITY rücken.
Konzeptuell untergliedert sich das Werk in drei Teile einer Kettenreaktion, innerhalb derer ein bombastisches Feuerwerk brutaler aber auch melodischer Riffs abgefackelt wird; stampfende Epen mit fragilen Momenten und komplexer Struktur, die zu keinem Zeitpunkt überfordernd wirkt.
Besonders hervorstechend ist der Song „Threnody For An Endling“, den Prog-Ikone Daniel Gildenlöw, seines Zeichens Sänger bei PAIN OF SALVATION, unverwechselbar mit seiner Stimme veredelt. Aber auch der restliche Gesang kann sich absolut hören lassen, und reicht von Growls über Shouts und astreinen Klargesang.
Mit „Ever-Arch-I-Tech-Ture“ haben AXAMENTA einen Geniestreich hingelegt, der sich nicht mit vermeintlichen Größen messen muß – ein kleines Meisterwerk symphonischen Neo-Thrash Metals ohne Kitsch und schwülstiges Flair, eine echte Perle in einem mittlerweile überlaufenen Genre.
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