Im Metalcore gibt es immer mal wieder Bands, die versuchen das Genre etwas aufzubrechen und interessanter zu gestalten. Und dann gibt es noch Bands, die sich eher in sicheren Gefilden bewegen und lieber nach bewährten Schemen agieren, Trends imitieren und gerne auf den nächsten Hypetrain aufspringen würde. Und dann gibt es noch Bands wie AWAKE THE DREAMER, die sich mit ihrem Debütalbum „Damaged Souls“ mal von der einen, mal von der anderen Seite zeigen.
Inspiration oder Imitation?
Um das Pferd von hinten aufzuzäumen und den größten Kritikpunkt gleich zu Beginn zu nennen: „Damaged Souls“ trägt die Einflüsse anderer Bands stellenweise so stark nach außen, dass man fast nicht mehr von Einflüssen, sondern von Imitation sprechen könnte. Wenn AWAKE THE DREAMER ihren Song „Liberation“ anstimmen und man unweigerlich vermutet, auf einen neuen ARCHITECTS-Song gestoßen zu sein, dann ist das eben nicht mehr nur ein Einfluss, sondern der gewollte Versuch, wie jene Band zu klingen.
Grundsätzlich ist es zwar kaum verwerflich dem Sound eines erfolgreichen Genrekollegen nachzueifern, allerdings wirkt es im Falle von AWAKE THE DREAMER die meiste Zeit fast so, als wären dem schwedischen Quintett die Ideen ausgegangen. Zumal die Songs ihrer beiden Vorgänger-EPs diese Affinität zur Stilkopie nicht aufweisen und die Band zwischen all den kleineren und größeren Einflüssen anderer Bands durchaus auch das Potenziel besitzen, eine eigene Identität zum Vorschein zu bringen.
Der im positiven Sinne schon fast unangenehme Song „Blood Red Fists“ ist – vielleicht mit Ausnahme der auf der Platte wirklich sehr inflationär eingesetzten Gangshouts – ein knüppelhartes Brett, das gut nach vorne geht. Diese Richtung stünde AWAKE THE DREAMER wahrscheinlich viel eher, als die Vorgehensweise ein paar eigene Riffs auf teils sehr bekannt klingende Synthie-Klänge, Chöre oder andere technische Spielereien zu packen. Positiver Nebeneffekt: Weniger Stirn runzeln gepaart mit dem „Das hab ich doch irgendwo schon mal gehört“-Gesichtsausdruck. Der verursacht ja schließlich Falten und wer will schon Falten?
Auch AWAKE THE DREAMER haben etwas zu bieten
Bei all der Kritik muss man allerdings auch erwähnen, dass AWAKE THE DREAMER einiges richtig machen und qualitativ EIGENTLICH viel zu bieten haben. Die gesangliche Bandbreite von Frontmann Max Andrén lässt kaum Wünsche offen und vor allem die Leistung von Schlagzeuger Fabian Fagerberg lässt die Drums so mancher Genrekollegen ziemlich alt aussehen. Mit „China-Ride-Snare-Geklopfe gefolgt von einem Fill und alles von vorne“ gibt sich der gute Mann nicht zufrieden.
Kurzum: „Damaged Souls“ ist ein solides Debüt, das so viel mehr hätte sein können – hätte man sich beim Songwriting das ein oder andere Mal etwas weniger „Inspiration“ geholt. Einen festen Platz in der Szene kann man trotz – oder gerade wegen – der übermäßigen „Inspiration“ dennoch prognostizieren… und besser machen kann man es beim zweiten Mal auch.
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