Aversio Humanitatis - Behold The Silent Dwellers

Review

Die Spanier mit dem geistreichen Namen AVERSIO HUMANITATIS – wenn schon Latein, dann bitte mit dem Anreiz, ein Wörterbuch zu zücken – haben sich mit ihrem zweiten Album “Behold The Silent Dwellers” ordentlich Zeit gelassen. Das Debüt “Abandonment Ritual” hat bereits neun Jahre auf dem Buckel, trotzdem hat sich die spärliche Veröffentlichungsquote gelohnt. Denn “Behold The Silent Dwellers” ist definitiv ein ausgereiftes und durchdachtes Album mit einnehmender Dramaturgie.

“Behold The Silent Dwellers” – oder ein Granitblock im Nebelsumpf

Erzeugt von achtsaitigen Gitarren und einer schwarzmetallischen High-End-Produktion, walzen AVERSIO HUMANITATIS mit “The Weaver Of Tendons” beginnend in die Platte und lassen Erinnerungen an KRIEGSMASCHINE und TOMBS wach werden. AVERSIO HUMANITATIS können sowohl ballern als auch panzern, daher wirkt der eingängige Groove im folgenden “The Presence In The Mist” überaus effektvoll. Die Atmosphäre erinnert etwas an neuere DARK FORTRESS, wobei sich AVERSIO HUMANITATIS ihren Sinn fürs Hässliche auch von einer Band wie CELESTE geborgt haben dürften. Der plakative Bandname ist immerhin keine halbgare Drohung, denn die Madrider klingen tatsächlich wie der hässlichste Spiegel der Menschheit.

Bei AVERSIO HUMANITATIS handelt es sich zudem um ziemlich versierte Musiker, denen ein sehr wandlungsfähiger und fesselnder Sänger (“A.”) vorsteht. Der Mensch beherrscht mehrere Techniken des extremen Gesangs und verleiht jeder Passage die exakt passende Intonation. Gemeinsam mit den enorm abwechslungsreichen Arrangements und dem spannenden Songwriting, machen sie “Behold The Silent Dwellers” zu einem sehr runden Album, in dessen Verlauf sich Einflüsse von MGŁA (“The Sculptor Of Thoughts”) und DEATHSPELL OMEGA (“The Wanderer Of Abstract Paths”) hinzugesellen. Im Kern haben AVERSIO HUMANITATIS aber einen eigenständigen und in sich geschlossenen Sound gefunden, den sie unmissverständlich und überzeugend darbieten.

AVERSIO HUMANITATIS beweisen: Black Metal und Moderne müssen sich nicht ausschließen

Die urbane Ästhetik von “Behold The Silent Dwellers” wäre im Post Hardcore beinahe klischeehaft und ist auch im Black Metal seit AMESŒURS nicht unbedingt neu. Sie passt ideal zum Gesamt-Sound, der gerade von seiner kühlen Sterilität lebt. Die unglaubliche Durchschlagkraft sowie der fantastische Sound ihres aktuellen Machwerkes gleichen die ganz wenigen Längen mit einem Bonuspunkt aus und runden ein Album ab, dass Fans der genannten Bands auf jeden Fall anchecken sollten.

11.06.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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