Avatarium - Hurricanes And Halos

Review

Galerie mit 22 Bildern: Avatarium - Summer Breeze Open Air 2022

AVATARIUM sind erwachsen geworden und das steht dem neuen Album „Hurricanes And Halos“ ganz wunderbar. Leif Edling ist kein offizielles Mitglied der Band mehr, hat aber weiterhin als vorrangiger Songwriter seine Finger im Spiel. Während das erste Album „Avatarium“ noch stark nach CANDLEMASS mit Damengesang klang, ist das dritte Komplettwerk „Hurricanes And Halos“ nun deutlich emanzipierter.

Produziert wurde es von Gitarrist Marcus Jidell (u.a. auch SOEN) und von David Castillo (KATATONIA, BLOODBATH, OPETH) in den Ghost Ward Studios aufgezeichnet. Das Mastering geht auf das Konto von Jens Bogren (SOILWORK, SEPULTURA) und als Resultat zaubern AVATARIUM einen Klang, der rund, warm, fett und voll durch den Saal schwappt, ohne die nötigen Kanten vermissen zu lassen.

Die Avatarium-Soundpalette ist komplett

Neben der markanten Stimme von Jennie-Ann Smith, lebt der AVATARIUM-Sound dabei von seiner Mischung aus doomigen Riffs, Folkrock-Elementen und einem generellen Vintage-Feeling, das „Hurricanes And Halos“ weit stärker dominiert, als die beiden Vorgänger.

Perfekt gezeichnet wird die AVATARIUM-Handschrift gleich im Opener „Into The Fire – Into The Storm“. Rustikale Riffs, eine mittlere Portion Tempo und Jennie-Anns seelenbeladene Stimme stellen sich über ein unverkennbar doomiges Fundament – und bleiben lange im Ohr. Eine weitere Portion davon gibt es im Anschluss mit „The Starless Sleep“.

„Hurricanes And Halos“ ist abwechslungsreicher als die Vorgänger

Wo mancher dem Vorgängeralbum „The Girl With The Raven Mask“ zu wenig Abwechslung unterstellen mochte, ziehen AVATARIUM auf ihrem neuen Album jedoch bald andere Saiten auf. „Road To Jerusalem“ klingt nach Country, nimmt sich Zeit, steigert sich langsam und wächst in knapp sechs Minuten zu einem kraftvollen Song, der alle AVATARIUM-Markenzeichen trägt. „Medusa Child“ spielt etwas kantiger mit dem Stilmix, indem sich doomlastige Parts und folkige Passagen mit Kinderchor im Hintergrund abwechseln. Damit ist der Titel zwar für ein paar Überraschungen gut, nervt jedoch nach mehrmaligem Hören auch.

„The Sky At The Bottom Of The Sea“ hat im Anschluss hingegen das Potenzial zum Dauerbrenner in der Playlist. Der Titel bringt alles mit, was das Fanherz erfreut: Die Melodie bleibt lange im Ohr, Jennie-Ann fährt zu Hochtouren auf und an den Instrumenten wird von knackigen Riffs, über die Orgel im Hintergrund zu Basspassagen mit Suchtfaktor die gesamte AVATARIUM-Palette meisterlich ausgereizt. „When Breath Turns To Air“ schraubt das Tempo runter und die Gefühlsdosis hoch, denn den Titel widmet Gitarrist Marcus Jidell (SOEN) seinem verstorbenen Vater. Mit „A Kiss (From The End Of The World)“ wird es noch einmal düster-rockig, aber leider auch etwas nichtssagend. Der Titeltrack „Hurricanes And Halos“ beschließt das Album in wohldosierter Langsamkeit als dreieinhalbminütiger Instrumentalpart mit stark verzerrter Gitarre.

Kurzweilig auch bei Dauerrotation

Die Dreiviertelstunde mit „Hurricanes And Halos“ verfliegt schnell. Gut, dass man das Album ohne Weiteres ein paar Male hintereinander hören kann, ohne, dass es seinen Charme verliert. AVATARIUM legen mit ihrem dritten Studioalbum eine Weiterentwicklung ihres Stils vor, die sich vom Doom weiter entfernt und mehr mit Rock- und Folkelementen spielt, als auf den Vorgängeralben. Wer aber schon mal etwas von der Band, die irgendwann als „noch ein Leif Edling-Projekt“ ins Leben gerufen wurde, gehört hat, muss nicht raten, mit wem er/sie es hier zu tun hat. Dennoch hätte eine Prise mehr Härte dem Album vielleicht gut getan, um ein bisschen mehr Abstand zu den vielen Vintage-Belanglosigkeiten auf dem Markt der letzten Jahre zu halten. So rauscht dann doch der eine oder andere Titel durchs Ohr und landet in der Kategorie „wirklich nett“, wenn es auch „richtig gut“ hätte sein können.

Das ist zweifelsohne Meckern auf hohem Niveau: „Hurricanes And Halos“ ist ein starkes Album, das die Handschrift einer starken Band trägt, von der wir hoffentlich noch einiges hören werden. Wer das Glück hat, in nächster Zeit mit dem VW-Bus durch Schweden zu tingeln, hat hier den passenden Soundtrack dazu gefunden.

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20.05.2017

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3 Kommentare zu Avatarium - Hurricanes And Halos

  1. Hans-Joachim Rothe sagt:

    Schade dass das Meckern auf hohem Niveau nur eine Wertung von 8 bringt. Das Album hat eindeutig eine 10 von 10 verdient – einfach nur durchgängig gut.

    10/10
  2. metalfreak sagt:

    Der Rezensent hat hier vollkommen recht, das ist immer gut gemacht und eine 8 ist vollkommen ausrechend . Da ist neue Below schon um einiges staerker.

    8/10
  3. Ayse Özcan sagt:

    Geilomat, Alter, Geilomat 🙂 ….! Scheiß die Wand an, das Teil fickt mir das Hirn weg! Dabei warn die ersten Scheiben schon der Megahammer …..

    10/10