Avatarium - An Evening With AVATARIUM – Live In Stockholm January 2020

Review

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Januar 2020 – AVATARIUM lassen ihr komplettes Konzert im altehrwürdigen Nalen in Stockholm mitfilmen, um die Aufnahmen für einen geplanten Live-Film zu verwenden. Mit dieser Show wollte die Band eigentlich auf Tour gehen. Aber es kam anders. Zu dieser Zeit schien das Coronavirus noch recht weit entfernt. Nun leben wir mitten in der Pandemie, die Veranstaltungsbranche kämpft verzweifelt ums Überleben, Live-Konzerte geschweige denn Touren sind fast nicht realisierbar. In dieser Situation haben sich AVATARIUM entschieden, „An Evening With AVATARIUM – Live In Stockholm January 2020“ als kostenpflichtigen Download für 10,00 Euro, inklusive DVD-Cover, den Fans zur Verfügung zu stellen.

„An Evening With AVATARIUM – Live In Stockholm January 2020“ – gemütlich Zuhause

Die Kulisse des Nalen hat auf jeden Fall historische Ausstrahlung, hier hatten bereits THE KINKS und EUROPE gespielt. Zudem ist die Bühne auf beiden Seiten mit hohen Säulen geschmückt, das gibt dem Ganzen einen antiken Charme und trägt zusammen mit der stimmungsvollen Lightshow auch ein Stück weit zur Atmosphäre bei. Das komplette Konzert wurde aus fünf verschiedenen Kameraperspektiven aufgezeichnet, und der Download in HD-Qualität liefert auch wirklich ein scharfes Bild, wobei es natürlich auch da noch Steigerungen gibt. Der Klang ist transparent und druckvoll. Die Rahmenbedingungen für einen unterhaltsamen, gemütlichen Konzert-DVD-Abend sind also gegeben. „Voices“, der passende Opener zwischen Doom und Psychedelic Rock, und die Hymne „Rubicon“ mit ihrem großen Refrain eröffnen die Show, beide von AVATARIUMs neuestem Album „The Fire I Long For“, auf welchem der Fokus des Konzerts liegt. Präzise vorgetragen und gut aufeinander eingespielt, überzeugen AVATARIUM alleine schon instrumental. Im Mittelpunkt natürlich Sängerin Jennie-Ann Smith, neben wirklich schönem, kraftvollem Gesang gibt sie gerne die laszive Diva. Man merkt die Selbstsicherheit, welche sie im Laufe der Jahre gewonnen hat, verglichen mit ihren ersten Auftritten, wo sie noch deutlich zurückhaltender agierte. Wobei, ein wenig sympathische Schüchternheit kommt doch in den Ansagen immer wieder durch. Es folgen „Into the Fire / Into the Storm“, wieder nahezu perfekt vorgetragen, die Töne sitzen, sowie das etwas Richtung Country/Western schielende, sehr starke „Lay Me Down“ mit dieser betörenden Stimme von Jennie-Ann. Spätestens jetzt ist man von der warmen Atmosphäre eingenommen und wünscht sich, AVATARIUM mal wieder richtig Live im Konzert zu erleben. Mit „Avatarium“ wird es noch dunkler. Dann die nahezu perfekte Symbiose aus Gitarre und Hammondorgel, die Live nochmal an Geltung gewinnt und dadurch das Ganze manchmal etwas an frühe DEEP PURPLE erinnern lässt, in Form von „Shake That Demon“ mit Iommi-Tribut-Riff. Auch „Pearls and Coffins“ lebt von dem Zusammenspiel von psychedelischer Orgel und Gitarre, besonders sticht hier das epische Gitarrensolo von Marcus Jidell hervor. Mit „In My Time Of Dying“, ein düsteres Cover von Blind Willie Johnson, wird es deutlich bluesiger. Weitere Highlights auf „An Evening With AVATARIUM – Live In Stockholm January 2020“ sind das cineastische „The Fire I Long For“ mit seiner traurigen Gitarre und Gänsehaut-Feeling, das mitreißende „Girl With the Raven Mask“ sowie das abschließende „Moonhorse“. Warum wohl ausgerechnet der Hit „All I Want“ fehlt?

Bittersüß

„An Evening With AVATARIUM – Live In Stockholm January 2020“ ist eine gelungene Live-Veröffentlichung. Die Band spielt nahezu perfekt auf, die warme und gleichzeitig dunkle Stimmung wurde gut eingefangen, was das Ganze zu einem wirklich unterhaltsamen Erlebnis macht, auch wenn man sich sicherlich noch das eine oder andere weitere Stück wünscht. Bitter macht dabei die Erkenntnis, wir sehr man inzwischen richtige Konzerte, das echte Live-Erlebnis direkt vor der Bühne, vermisst. Das kann auch diese wirklich gute Veröffentlichung nicht ersetzen.

01.10.2020

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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