Avantasia - The Wicked Symphony

Review

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Es ist wieder einmal soweit. Während Deutschland beim diesjährigen Eurovision-Songcontest von einer britisch angehauchten 18-jährigen vertreten wird und diese mit ihrem Song „Satellite“ die Population in zwei Hälften teilt, kehrt ein gewisser Tobias Sammet zurück, um die Metal-Welt erneut entzwei zu spalten. Nachdem EDGUYs „Tinnitus Sanctus“ auch schon wieder etliche Monate auf dem musikalischen Buckel hat, meldet sich der quirlige, charismatische Fronter mit seinem Sideprojekt AVANTASIA in opulenter Form zurück. Gehören die beiden Teile seiner „Metal Opera“, die er ebenfalls unter dem Banner AVANTASIA veröffentlicht hat, bereits zu den Meilensteinen der Sammetschen Diskographie, habe ich mir persönlich mit dem 2008er Output „The Scarecrow“ etwas schwerer getan. Aber sei wie es sei, Sammet kehrt anno 2010 mit der thematischen Fortsetzung der „Vogelscheuche“ zurück und als wäre das noch immer nicht genug, legt der gute Mann auch noch gleich die Vollendung der Story in Form eines zweiten Silberlings ab. Mit „The Wicked Symphony“ und „Angel Of Babylon“ bietet Sammet einen Doppelschlag, der sich gewaschen hat.

„The Wicked Symphony“ stellt also den thematischen Zwischenschritt der musikalischen Trilogie dar. Erwartungsgemäß hat Tobi Sammet auch dieses Mal wieder eine Menge an hochkarätigen Musikern für sein Projekt verpflichten können. Der Titeltrack in Überlänge bietet dabei in punkto Beteiligung schon einmal einen hervorragenden Start. Mit Jorn Lande, Russell Allen und Oliver Hartmann an Bord startet „The Wicked Symphony“ mit einem bombastischen Einstieg. Ein von vorne bis hinten gelungener Song, der eindeutig Lust auf mehr macht. Und in dieser Manier geht es auch weiter. Auf „Wastelands“, einer eingängigen Uptempo-Nummer, übernimmt Urgestein Michael Kiske den Refrain, das darauf folgende, an JUDAS PRIEST erinnernde „Scales Of Justice“ wird von einem überragenden Tim „Ripper“ Owens intoniert. Was schon von Beginn an auffällt, ist eine gewisse Vielfältigkeit, die den vorhergehenden AVANTASIA- und so manchen EDGUY-Alben einfach gefehlt hat. Natürlich entwickelt vor allem der Einsatz der vielen unterschiedlichen Gastsänger einen umfangreichen Abwechslungsreichtum, aber auch kompositorisch scheint Sammet dieses Mal ein etwas differenzierteres Konzept ausgepackt zu haben.

Nach einem variablen und unterhaltenden Start kommt das schon vorab präsentierte „Dying For An Angel“ zum Zug, bei dem SCORPIONS-Fronter Klaus Meine ein paar Parts eingesungen hat. Von Meines Gesang kann man halten was man will, der Song prescht aber definitiv nach vorne und lädt zum Mitsingen ein. Den Mittelteil des Albums stellen dann die langen Tracks „Blizzard On A Broken Mirror“ und „Runaway Train“ dar. Ersterer wurde von Sammet im Alleingang eingesungen und erinnert ein wenig an neuere EDGUY-Sachen, zweiterer dürfte als heimliches Highlight der Platte angesehen werden. Ein an MAGNUM erinnernder, als Ballade beginnender Song, der sich schlussendlich zu einem grandiosen Refrain steigert. Mit einer Besetzung, die von Jorn Lande bis hin zu Bob Catley (eben MAGNUM) reicht, weiß der Titel rundum zu gefallen.

Leider schleicht sich dann aber doch auch an dieser Stelle der Schlendrian ein. Mit „Crestfallen“, einem von Synthiesound und komisch anmutenden Screamings untersetzten Titel, tut sich Sammet leider nichts wirklich Gutes. „Forever Is A Long Time“ stellt sich als kompositorisch durchschnittlicher, von Jorn Lande aber perfekt intonierter Song heraus. Die späten „Black Wings“ und „States Of Matter“, auf dem Russell Allen brillieren darf, reihen sich dann aber wieder nahtlos in die gelungene, vorab begonnene Melodic Rock-Kost ein, bis mit „The Edge“ ein reiner Rock-Song als hervorragender, atmosphärischer Rausschmeißer gefunden wurde.

Wie man sieht, ist „The Wicked Symphony“ trotz meiner Befürchtungen nach „The Scarecrow“ ein absolut gelungenes Album geworden. AVANTASIA entfernen sich hiermit immer mehr vom überbordenden Bombast der Anfangstage und präsentieren mit „The Wicked Symphony“ gediegenes Melodic Rock-Material, das nur noch ab und zu in etwas härtere Power bzw. Heavy Metal-Gefilde (Owens „Scales Of Justice“) eindringt. Sammet ist hiermit ein wirklich hervorragendes Album gelungen, das ich mir in dieser Form nicht erwartet hätte. Für alteingesessene AVANTASIA-Fans ist diese Platte ein absoluter Pflichtkauf. Alle, die mit dem hauptberuflichen EDGUY-Sänger noch nie etwas anfangen konnten, können auch hier getrost daneben greifen, denn es gibt zwar kleine stilistische Änderungen, alles in allem ist sich das All-Star-Projekt aber definitiv treu geblieben.

Natürlich werden auch bei „The Wicked Symphony“ und seinem gleichzeitig veröffentlichten Nachfolger „Angel Of Babylon“ die Kritiker wieder laut werden und von Ausverkauf und Mainstream sprechen. Trotz allem wird es Sammet aber erneut schaffen, seine immer größer werdende Fanbase mit sehr gutem Material zu überraschen, das zu keiner Sekunde aufgesetzt oder kopiert wirkt. Ein durchwegs überzeugender Output, der bei dem vollen Terminkalender des Fronters erst einmal umgesetzt werden will. Und auch 2010 wird die altbekannte Devise fortgesetzt: AVANTASIA – ein absolutes Muss für Fans melodischer Metal-Kost, für viele andere ein Dorn im Auge. That’s the life of Tobias Sammet. Nach erneutem Durchhören der Scheibe bekommt das Album knappe neun Punkte…

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01.04.2010

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1 Kommentar zu Avantasia - The Wicked Symphony

  1. Anonymous sagt:

    Ein vielschichtiges Werk voller Emotionen, Leidenschaft und toller Musiker. Der Überhammer "Runaway Train" sei stellvertretend für alle Songs des Albums als Anspieltipps genannt. Kommerz? Nein, das Können, große Songs zu schreiben!

    10/10