Avantasia - Here Be Dragons

Review

Tobias Sammet geht mit seiner Metal-Oper AVANTASIA in die zehnte Runde. Nach zwei „Moon“-Alben wendet der Fuldaer Musiker sich dem klassischsten Power-Metal-Thema überhaupt zu: Drachen. „Here Be Dragons“ erscheint ein knappes halbes Jahr nach „Hic Svnt Dracones“ von DRAGONY, doch das ist wohl ein Zufall. Sammet hat für sein Jubiläumsalbum wieder eine illustre Riege an Gästen eingeladen. Namedropping? Geoff Tate, Michael Kiske, Tommy Karevik, Ronnie Atkins, Bob Catley, Adrienne Cowan, Kenny Leckremo und Roy Khan sind dabei. Das Cover gestaltete Rodney Matthews, der für viele MAGNUM-Cover verantwortlich ist. Alles in allem schafft das Voraussetzungen für ein mindestens sehr gutes Werk.

AVANTASIA beschwören die Drachen

„Creepshow“ eröffnet „Here Be Dragons“ und ist ein klassischer Sammet-Solo-Song, wie man ihn von diversen Vorgängern kennt. Es ist die offensichtliche Single-Wahl und funktioniert gut. Das anschließende Titellied stellt den obligatorischen Longtrack dar und ist mit seiner balladesken Art ein Grower. Das gesangliche Zusammenspiel von Geoff Tate und Tobias Sammet passt, doch bis zur Zündung dauert es ein paar Durchläufe.

Umso flotter geht „The Moorlands At Twilight“ ins Ohr, das dank des Features von Michael Kiske (HELLOWEEN) und flotter Doublebass-Drum wohlige Erinnerungen an „The Metal Opera“-Zeiten weckt. So muss EU-Power-Metal klingen! Ein furioses Gitarrensolo rundet die Nummer ab. „The Witch“ sorgt mit seinen mystischen Synthesizer-Klängen für Horror-Atmosphäre und KAMELOT-Sänger Tommy Kareviks Stimme ist für unheimliche Tonlagen immer eine gute Wahl.

Eine Rundreise durch 25 Jahre AVANTASIA

„Phantasmagoria“ ist ein klassischer Uptempo-Sammet-Atkins-Song, doch man muss honorieren, wie hervorragend sich der PRETTY-MAIDS-Sänger trotz seiner schweren Erkrankung am Mikrofon schlägt. Besonders schön wird es dann mit „Bring On The Night“, das dank Bob Catley wie eine MAGNUM-Gedächtnisnummer für Tony Clarkin klingt. Es ist ein lässiger Melodic-Rocker mit grandiosem Ohrwurmrefrain.

„Unleash The Kraken“ geht wieder zurück zu den Anfängen von AVANTASIA. Die Solo-Nummer könnte auf einem EDGUY-Album der „Hellfire Club“-Ära stehen und macht nostalgisch. „Avalon“ driftet in stark symphonische Gefilde ab und Adrienne Cowan (SEVEN SPIRES), die schon lang Livemitglied ist, hat ihren ersten Studioeinsatz. Ihre Darbietung ist ausgezeichnet, doch wer ihre Hauptband kennt, weiß, dass sie zu deutlich mehr fähig ist.

„Against The Wind“ überzeugt mit einem starken Kenny Leckremo (H.E.A.T.) und seinem starken Drive. Hier packt Tobias Sammet endlich seine höchsten Gesangsnoten aus und singt sich die Stimmbänder wund. Das ist vielleicht nicht innovativ, aber wie Schokolade: Kennt man, will man wieder. Ebenso geht es einem mit dem abschließenden „Everybody’s Here Until The End“ – die Halbballade trieft vor Pathos, doch allein Roy Khan (CONCEPTION) ist es wert, sich das Ding immer wieder laut in die Ohren zu drücken.

„Here Be Dragons“ ist eine Best-Of mit neuen Songs

Man könnte meinen, „Here Be Dragons“ sei eine Zusammenstellung einiger der besten AVANTASIA-Lieder. Vieles klingt vertraut, obwohl es neu ist. Trotzdem nutzt sich die Scheibe nicht schnell ab und sorgt mit durchweg hochkarätigen Musikern für diverse Highlights. Von „The Metal Opera“ über „The Scarecrow“ bis zu EDGUY-Trauernden sollte hier jeder etwas finden.

21.02.2025

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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