In Anbetracht der großen Menge an musikalischer Gruppierungen unterschiedlichster Sparten, frage mich oft, von welchen Arten von Bands ich mir eigentlich mehr wünschen würde. Und nach längerem Überlegen komme ich immer wieder zu dem Schluss, dass es sie tatsächlich gibt. Kein Wunder, dass man sie selten findet, denn Bands von denen es zwar qualitativ hochwertige, aber doch irgednwie viel zu wenige gibt, das sind die, die mit ihrer Musik nicht stumpf an der Oberfläche kratzen, sondern immer ein Stück tiefer gehen, den Hörer dabei aber nicht mit ausufernde Frickeleien überfordern, die man sich in stundenlangen nächtlichen Sessions unter dem Kopfhörer erst erarbeiten muss. Diese Bands, die es schaffen, das Seelenleben der Menschheit mit einer gewissen Portion Lockerheit und trotz allen Tiefgangs nachvollziehbar zu vertonen, so dass einen schon der erste Augenblick in de Bann zieht, und es mit zunehmender Dauer immer mehr tut.
TOOL zum Beispiel sind so eine Band, die in ihrer Einzigartigkeit unerreicht sind. Sie ziehen ihre Kraft und ihre Energie zu großen Teilen aus Frühneunziger Alternative-Rock-Bands der Marke ALICE IN CHAINS oder SOUNDGADREN und reichern das Ganze mit ihrer unverkennbaren Note an. AVALANCHE aus dem Herzen Deutschlands liegen genau zwischen den aufgezählten Bands, verarbeiten die nachdenklichen, düsteren Klangwelten der Grunge-Ära mit dem seelenreinigenden Vibe aus TOOL- und A PERFECT CIRCLE-Versatzstücken und legen mit ihrer EP „…of Ignorance“ ein Lebenszeichen vor, dem man sich als Freund genannter Klänge weder entziehen kann noch sollte. Bei AVALANCHE wirkt jede Note des musikalischen Gebräus ehrlich, leidenschaftlich und von Herzen kommend, hier ist eine Band am Werk, die drauf und dran ist, aus der Vertonung dunkler, nachdenklicher, irgendwie aber immer hoffnungsvoller Gedanken ein hochwertiges Kunstwerk zu schaffen.
Der emotionale Gitarrenrock, den uns die Band präsentiert erhält seine Substanz und Besonderheit nicht nur durch sehr passende und die Atmosphäre sehr unterstützende Keyboard-Loops (die trotz allem immer noch recht dezent und niemals störend wirken), sondern vor allem durch den Gesang von Tosse Basler, der mit seinem Organ wesentlich mehr ausdrückt, als liebliche Melodien vor sich hin zu singen. „…Of Ignorance“ enthält sechs Songs in knappen 22 Minuten, und schon hier hat die Band mehr zu sagen als ein großer Teil der Musikerkonkurrenz. Das Songwriting geht hier nicht nach einem vorgegebenen Schema von Statten, sondern orientiert sich scheinbar ausschließlich auf der Gefühlswelt der Musiker. Wenn „Fashion Fool“ die gesellschaftliche Gleichschaltung anprangert, dann wirkt das genauso glaubwürdig, wie wenn AVALANCHE zum Schluss mit „Snowball“ ihrer inneren Verzweiflung ein Ventil geben. „The sun arises but it ain’t getting light“ – scheinbar simple, aber genauso poetische Worte, die für zusätzliche Begeisterung sorgen. Auch textlich verstößt man also gekonnt gegen Konventionen und bietet somit noch mehr, wonach sich viele Rockfreunde irgendwie schon lange sehnen dürften.
Auf „…Of Ignornace“ befindet sich ausschließlich überzeugendes Material, und auch wenn dies bei einer EP kein besonders großes Kunststück sein mag, traue ich der Band zu, auch auf voller Albumdistanz mit erhobenem Haupt ins Ziel einzufahren. Ich äußere jetzt einfach mal den Wunsch, dass diese Band weiterhin mit dem Mut zur Sache geht, den man hier erahnen kann, denn ich bin mir sicher dass das Potnzial hier noch nicht ausgeschöpft wurde. Hier ist noch reichlich Platz, den es zu füllen gilt. Ich freue mich schon jetzt, bald wieder von der Band zu hören.
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