Dass AVAILIAN, beziehungsweise deren Bandkopf und Songwriter Andreas Konrad (früher bei RONIN und GATES OF DAWN aktiv) eine Menge Herzblut in die Stücke ihres Debütalbums „New Horizon“ haben fließen lassen, merkt man sofort. In den neun Stücken steckt der gesamte seelische Schmerz, den der Musiker nach dem Tod seiner Frau im Jahr 2014 verspürt hat. Dass das Material dann vor den Studioaufnahmen fast zehn Jahre auf Halde lag, kann man als Verkettung unglücklicher Umstände sehen, in der Zwischenzeit hatte Andreas Konrad die Gitarre jedenfalls bereits an den Nagel gehängt, bis er schließlich in Folge eines Umzugs nach Würzburg doch noch Mitmusiker fand, mit denen er AVAILIAN aus der Taufe heben konnte.
AVAILIAN bewahren ihren eigenständigen Charme
Nun erblickt der musikalische Nachruf an die verstorbene Gattin also doch noch das Licht der Öffentlichkeit. Für eine gänzlich ohne Labelsupport entstandene Eigenproduktion können sich sowohl die spieltechnische Umsetzung als auch die Produktion durchaus hören lassen. Die ausgewogene Abmischung lässt alle Instrumente zur Geltung kommen und bewahrt dennoch genügend Ecken und Kanten, um den eigenständigen Charme von AVAILIAN klar herauszuarbeiten. Über allem thront der charismatische Klargesang von ex-PARABOLA-Sänger Daniel Hof, der mit viel Charisma die hochemotionalen Stücke aus der Feder seines Gitarristen eindringlich in Szene setzt.
Mit einer durchschnittlichen Spielzeit unterhalb der Vier-Minuten-Marke sind die Stücke allesamt äußerst kompakt geraten. Was bei vielen anderen Bands eine zu selten realisierte Stärke wäre, entpuppt sich bei AVAILIAN jedoch als Enttäuschung. Mit dem Mut zu ausschweifenderen Arrangements und einem konsequenten Ausspielen der leider immer wieder im Keim erstickenden Prog-Momente hätte die Band das unzweifelhaft vorhandene kompositorische Potential der Stücke und den hohen Abwechslungsreichtum noch deutlich besser ausschöpfen können. So wirkt vieles vorschnell zum Abschluss gebracht, und was die Gehörgänge gewissermaßen bis zum ultimativen Hirnfick hätte penetrieren können, endet mit unschöner Zuverlässigkeit im akustischen Coitus Interruptus. Bleibt zu hoffen, dass die Jungs weiter an ihrem Stehvermögen arbeiten und „New Horizons“ kein One-Night-Stand bleiben muss.
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