Autumnal - Grey Universe

Review

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Bis auf einen einzigen Urlaub, der eine Sonderstellung einnimmt, war mir Spanien immer als herrlich versinnbildlichter Süden, voll Sonne, hübscher Damen und einer gelassenen Attitüde bekannt. Peitschender Sturm, Meter hohe Wellen, die sich an der steil abfallenden Küste aufbäumen und gen Horizont lechzen und der sich öffnende Himmel, der literweise Regenwasser auf mein Haupt schüttet – das ist wohl wirklich der totale Doom. Glücklicherweise handelte es sich dabei um eine Ausnahmeerscheinung, sonst wären weitere Urlaube in dem Land auch kritisch zu hinterfragen. Umso verwunderlicher, dass aus Spanien, in dem die Sonne strahlt, mit “Grey Universe“ eine Scheibe tiefschwarzer Tonkunst bei mir eintrudelt, die bezeugt, dass die Musiker von AUTUMNAL von jedem Hauch von Sonnenstich meilenweit entfernt sind.

Hierzulande dürften die Doomster weitgehend unbekannt sein, in ihrer Heimat jedoch scheinen sie schon eine guten Ruf zu genießen. Einerseits veröffentlichen sie nun schon seit neun Jahren, andererseits haben sie eine Vielzahl von Konzerten mit nennenswerten Bands des Genres vorzuweisen; nach Veröffentlichung der ersten zwei Demo-CDs ging es im Juni 2004 mit niemand geringerem als ANATHEMA auf Tour durch Spanien. ANATHEMA sind an dieser Stelle ein sehr gutes Stichwort, kommen wir nun nämlich auf die Musik von AUTUMNAL zu sprechen. Diese haben es sich, wie sie selbst verlauten lassen, zum Ziel gesetzt, den Geist alter Doomkombos wie MY DYING BRIDE, KATATONIA oder PARADISE LOST wieder aufleben zu lassen. Hierfür bedienen sie sich stellenweise merklich des Charakters derer frühen Alben, allerdings wird das Ganze so geschickt in Szene gesetzt, dass die Band ein ganz eigenes Juwel erschafft. “Grey Universe“ strotzt von Verzweiflung, negativer Emotion, bedrückender Atmosphäre und einer tiefen, den Hörer absolut in den Bann ziehenden, Schwärze. Drückend und walzend ziehen die Riffs sich langsam durch die einzelnen Songs und unterstützen den abwechslungsreichen Gesang, der mal mit sanften – verschreckt verzweifelten – Clean Vocals, mal mit tiefen Growls fesselt. Den letzten Funken Elend bezieht das Gesamtbild dann noch durch immer wieder ertönende Violinen und Celli, die, was ich anfangs gar nicht gedacht hätte, sich wirklich schön ins Kompositum fügen, die einzelnen Stücke als feine Note abrunden und zu einer düster-verstörenden Einheit formen.

Die Musik von AUTUMNAL hat es mir einfach angetan; stundenlang habe ich mich davon fesseln und darin fallen lassen und werde es auch noch weiter tun; der variable Gesang, die absolut old-school-doomigen Riffs und die schön eingesetzten Streicher, die in der Dunkelheit immer wieder einen Hauch Wärme – einen Goldstreif am Horizont – auftauchen lassen: Ich bin hin und weg!
Jedem Liebhaber genannter Bands und beschriebener musikalischer Emotion empfehle ich wärmstens, die Band auf ihrer Myspaceseite, man findet dort den Opener “As Soon As You Die, Kill Me“, einmal anzutesten. Acht Punkte gibt es für eine rundum gelungene Scheibe, vielleicht gibt es beim nächsten Mal noch einen weiteren Punkt drauf, wenn die Band sich treu bleibt und noch mehr Eigenständigkeit entwickelt – von Innovation nämlich kann man bei “Grey Universe“ beim besten Willen nicht sprechen.

18.03.2007

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