Autopsy - Morbidity Triumphant

Review

Achtung, Nase zuhalten und durch, AUTOPSY entern nach sieben Jahren wieder den Plattenteller und bestücken diesen wieder mit elf neuen Brocken verfaultem Fleisch. Schlagzeuger, Sänger und Bandkopf Chris Reifert schart gerne befreundete Musiker um sich, die er bereits aus anderen Projekten kennt. So steht mit Chris Wilkinson nun sein Mitstreiter bei STATIC ABYSS am Bass, nachdem Joe Allen, der zuvor auch lange Jahre beim heimlichen AUTOPSY-Nachfolger ABSCESS mitgewirkt hatte, nicht mehr mit an Bord ist. Die etwas schleppendere Seite, die das Neuwerk „Morbidity Triumphant“ womöglich auch durch diesen Schritt hinzugewinnt, ist nicht zu verkennen.

Reifert beißt wie ein angeschossenes Tier

Das allerdings nicht unbedingt am Anfang, denn mit „Stab The Brain“ verzichten AUTOPSY fast schon erwartungsgemäß auch jedwede gemäßigte Einleitung und holzen manisch drauf los. Reifert hat seinen Gesang nicht verlernt oder besser drehen wir die Aussage herum – der inzwischen 53-Jährige hat ebendiesen weiterhin nicht gelernt und beißt abermals wie ein angeschossenes Tier animalisch um sich. Eine ebenso verquere Genialität liefert wieder das eingespielte Gitarrenduo aus Eric Cutler und Danny Coralles, die sich immer wieder dissonante Battles an den Äxten liefern und „Morbidity Triumphant“ eine körperliche Urkraft verleihen.

Auch wenn diese Ausführungen vermutlich fast schon elementar nach AUTOPSY klingen und das achte Studioalbum der US-Amerikaner logisch folgend in deren Diskographie passt, so darf man dem Vierer durchaus attestieren, teilweise erstaunlich musikalisch zu agieren. Dazu sei zum Beispiel das mit mächtigem Swing ausgestattete „The Voracious One“ genannt oder gleichsam auch die vielen Blicke, welche AUTOPSY in die frühen schwedischen Neunziger werfen („Born In Blood“, „Final Frost“, „Your Eyes Will Turn To Dust“). Dennoch bleiben diese Ausflüge auf einem Niveau, auf welchem „Morbidity Triumphant“ seine Herkunft keineswegs verleugnen kann und die eigene Marschrichtung gänzlich behält.

„Morbidity Triumphant“ ist dennoch das üblich besoffene Machwerk

Ein bisschen Punk, häufiger mal der Tritt auf die Bremse, ein etwas größerer Einflussbereich – all das bietet das neue Album von AUTOPSY, und doch hat man abermals den zweifelsfreien Eindruck, dass Reifert & Co. beim Einspielen, wie eigens so oft beteuert, reichlich besoffen waren und ihren rudimentär einzigartigen Stil aufrechterhalten. Darauf ein fettes Prost!

01.10.2022
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