Autophagy - Bacteriophage

Review

Während klassischer Black Metal im Jahr 2022 nach zwischenzeitlicher Renaissance wieder ein Nischenprodukt geworden ist, so erscheint die Veröffentlichungsflut im Death Metal klassisch wie selten zuvor. In diese Schlange reihen sich auch die Amerikaner AUTOPHAGY ein, die mit „Bacteriophage“ derzeit kurz vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums stehen. Die anderen Projekte des Fünfers wie VASTATION oder DRUDEN scheinen allenfalls regional im Raum Portland, Oregon, ein paar Kenner in den Reihen der Metalfans zu haben, sodass die Band in unseren Gefilden wohl ein recht unbeschriebenes Blatt darstellt.

„Bacteriophage“ ist die Restabfalltonne im Hochsommer

Der Begriff der Autophagie gelangte im Jahr 2016 zu gesteigerter Bekanntheit, als der Japaner Yoshinori Ohsumi für seine entsprechende Forschung den Nobelpreis für Medizin geehrt wurde. Umgangssprachlich spricht man von der Müllabfuhr der Zellen. Sollte man hier Parallelen ziehen, so klingen AUTOPHAGY wie eine Restabfalltonne im Hochsommer. Nicht unbedingt qualitativ, dafür aber mindestens olfaktorisch. Faulig, mitten im biologischen Abbauprozess und mit ranziger Atmosphäre scheppern sich die Westamerikaner durch ihre gleichförmig gelagerte Zusammenstellung von neun Stücken. Vom Ansatz her hat „Bacteriophage“ vielleicht die größten Ähnlichkeiten mit den finnischen KRYPTS, wobei deren Outputs deutlich substanzieller sind.

Das liegt nicht allein daran, dass AUTOPHAGY auf ihrem Debütalbum gelungene Passagen schnell zu einer Tugend für das komplette Album werden lassen und stets schnelle teilweise blastende Ausbrüche auf den bedrohlich rollenden Vernichtungspanzer folgen lassen. Das macht beim ersten richtigen Opener „Abhorrent Abomination“ durchaus noch richtig was her. Sobald dann allerdings deutlich wird, dass damit das komplette Konzept von „Bacteriophage“ bereits erzählt ist, wirkt das Inhaltsverzeichnis doch recht mager. Dabei haben die Jungs ein standesgemäßes produktionstechnisches Korsett übergestreift, lassen die Gitarren in fieser Stimmlage sägen und auch die tiefe Röhre von Sänger Andy macht zumindest einen ordentlichen, wenn auch manchmal nicht ganz satten Eindruck.

AUTOPHAGY beschwören zu sehr die Eindimensionalität

Vollständig betrachtet ist „Bacteriophage“ sicherlich kein schlechtes Album und hat mit seinen höllischen Wechseln aus Gebretzel und Grooves durchaus das Potential, den Hörer von der Couch zu pusten. Auch wenn hin und wieder mal ein paar feine Riff-Übergänge zu vermelden sind, so fahren AUTOPHAGY hier zu eindimensional und können somit nicht über die Spiellänge hinweg überzeugen. Vielleicht noch mehr mit den Doom-Einflüssen spielen und mehr Variation in Riffs und Arrangements einbauen, dann kann das sicherlich etwas werden.

15.09.2022

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