Austaras - Prisoner Of Sunlight

Review

Nachdem sich Post-Black Metal in den letzten Jahren als neues Lieblingsgenre der VICE herauskristallisiert hat, verliert die in jeder zweiten Bandbiografie auftauchende Vokabel allmählich wieder an Reiz. Deshalb ist die Entscheidung AUSTARAS‘, sich vom überfluteten Hypegenre nach nur einer EP wieder loszusagen auch mehr als nachvollziehbar. Am Ende dieses Prozesses steht mit „Prisoner Of Sunlight“ eine objektiv zwar gar nicht mal so gute, aber zumindest doch, nun ja, „interessante“ Platte.

Denn unter der einst schwarzen Hautschicht verbergen sich in wenigen hellen Momenten immerhin abgespeckte Reminiszenzen an AGALLOCH. Dabei teilen sich beide Truppen nicht nur den gemeinsamen Hang zu folkigen Akustikgitarren, sondern verweilen zumeist in doomig-öden Grundstimmungen. Während sich AUSTARAS im Mid-Tempo an harmonischen, nicht immer zündenden Twin-Guitar-Motiven („Threshold“) abackern, klingt Fronter John Becker eher wie frisch in die Mikrokabine gezerrt. Sein dünnes Stimmchen rutscht zaghaft auf den Tonleitern umher, ohne dass Kompressor oder Reverb dem daueröden Bariton hier unter die Arme zu greifen gedenken. Übel, dass das Ganze dann aber tatsächlich so desolated klingt, dass es manch melancholischerer Nummer wie „Deserter“ erst die endgültige Depri-Note verleiht. Sachen gibt’s.

Das Riffing des Chicagoer Trios strotzt derweil aber keineswegs vor Kreativität – das tun eher schon die eingesetzten musikalischen Stilmittel. Im längst standardisierten Interludium der Belanglosigkeit (hier genannt „Ossify“) schmiegt sich eine Geige an Bongos und Clean-Gitarren, während „Fractures“ gar die melodisch progressive Seite AUSTARAS‘ offenbart. Den goldenen Schuss gibt sich „Prisoner Of Sunlight“ dann aber ungewollt mit Lo-Fi- Synthflächen, die sich aufs Fieseste mit der Produktion der übrigen Instrumente beißen. Denn auch wenn ausreichend kompositorische Ansätze vorhanden sind: Das scheinbar ausbleibende Mastering und das gelegentlich planlose Herumtreiben in Stilistik-Gewässern lassen den Weg bis zum ganz großen Hörspaß noch eher weit erscheinen.

08.12.2015

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