Audrey Horne - Audrey Horne

Review

In ihrer norwegischen Heimat sind AUDREY HORNE bereits Superstars, hierzulande wurde der Albumvorgänger „Le Fol“ ebenfalls sehr wohlwollend aufgenommen und diverse umjubelte Gigs (unter anderem beim Rock Hard Festival) ließen die Band rasch zu mehr als nur einem Geheimtipp emporsteigen. Nun erscheint der neue Longplayer. Er ist selbstbetitelt, nicht selten von Seiten der jeweiligen Band ein Versuch, zu demonstrieren, dass man nun endgültig da ist, wo man schon immer hin wollte. Außerdem ist „Audrey Horne“ noch das wichtige Album Nummer drei (2005 erschien das Debüt „No Hay Banda“), sofern man der alten Weisheit Glauben schenkt, das Schicksalsalbum bezüglich der Zukunft der Band.

Viele Sorgen müssen sich AUDREY HORNE dann wohl nicht machen. Das Album geht als legitimer Nachfolger von „Le Fol“ über die Ziellinie, bietet Alles in Allem noch etwas strukturiertere (und damit eingängigere) Songs, greift ansonsten aber auf die altbewährten Zutaten zurück. AUDREY HORNE spielen eine zeitgemäß angehauchte Form des Classic Rock, legen dabei vor allem Wert auf Atmosphäre und befinden sich im etwas schleppenderen Fahrwasser von Bands wie ALICE IN CHAINS (weniger resignierend) und einer etwas moderneren Form von RAINBOW. Ab und an schimmern aufgrund des Alternative-Einschlags ein klein wenig TOOL durch, der Vergleich hinkt aber etwas, weil AUDREY HORNE weit weniger progressiv ausgerichtet sind. Die Songs bieten eingängige Melodien mit imposanten Steigerungen im Chrous, die besonders den ersten vollwertigen Song „Charon“ und das folgende „Circus“ zu sofort erkennbaren Hits machen. Etwas längere Nummern wie „Firehouse“ oder das balladeske „Sail Awy“ benötigen etwa zwei Durchläufe mehr, entfalten dann aber ebenso ihr volles Potenzial. Das ein oder andere eingestreute Gitarrensolo wertet die Songs erheblich auf, und bis auf das für meine Begriffe etwas unspektakuläre „Down Like Suicide“ gelingt es AUDREY HORNE bestens, Emotionalität mit nachvollziehbaren Songstrukturen zu verbinden. Mein persönliches Highlight ist „Blaze Of Ashes“, das vor allem von seiner interessanten, etwas ungewöhnlichen Gesangsmelodie lebt.

Was man noch wissen sollte: Richtig Gas gegeben wird nur selten. AUDREY HORNE legen den Schleier der Nachdenklichkeit über ihre Songs und vom ein oder anderen etwas härteren Riff abgesehen bevorzugen sie entsprechend die ruhigere Gangart. Dass das ganze nicht einschläfernd und langatmig wirkt, liegt unter anderem auch am charakteristischen Gesang von Toschie, der sich einerseits angenehm zurückhält, andererseits jedoch mit introvertierter Gefühlsregung glänzt.

Wer den Vorgänger mochte, dürfte auch mit diesem Album besten klar kommen, mit dem AUDREY HORNE ihren Anspruch, eine der besten und hochwertigsten jungen Rockbands Europas zu werden, erneut unterstreichen. Als Fan gibt es keinen Grund, sich das Teil nicht in den Schrank zu stellen.

12.02.2010
Exit mobile version