Audiogen - Raumhaft
Review
Dem Bandnamen zum Trotz ist die visuelle Komponente das erste, was beim Debütalbum des Ingolstädter Trios AUDIOGEN ins Auge sticht. Die schlanke Hülle im DVD-Format, das vielseitig interpretierbare Cover-Artwork und das elegant-schlichte Booklet erregen Aufmerksamkeit und heben sich wohltuend von der Masse der in Eigenregie produzierten Veröffentlichungen ab.
Auch die Webseite ist grafisch sehr anspruchsvoll gestaltet – so anspruchsvoll, dass mein Browser nicht in der Lage ist, diese vernünftig darzustellen. Für die Liveshows verspricht der Beipackzettel dazu stimmungsvolle Videoeinspielungen, die – falls sie mit ähnlich viel Liebe zum Detail gestaltet sind wie die CD-Verpackung – den Bandsound perfekt in Szene setzen sollten.
Kommen wir nun aber zu dem, was eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte, nämlich der Musik. AUDIOGEN profitieren in nicht unerheblichem Maße von den Erfahrungen, die sie mit der Vorgängerband MESKALIN gesammelt haben. So ist „Raumhaft“ ein rundum professionelles Album geworden, dass sich hinter den Outputs anderer moderner Deutschrock-Formationen wie SILBERMOND oder WIR SIND HELDEN nicht zu verstecken braucht.
Ob man damit den durchschnittlichen Metal-Fan hinter dem Ofen hervorlocken kann, bleibt natürlich fraglich. Der qualitativen Klasse des Albums tut dies allerdings keinen Abbruch. Rockige Gitarren, versetzt mit dem ein oder anderen Metal-Riff und elektronischen Samples erschweren die Kategorisierungsversuche. Vielleicht trifft die Beschreibung auf dem beigefügten Infoblatt den Sound von AUDIOGEN am besten: „Ein harter, charaktervoller Sound, der rockt.“ Das Ganze wurde im eigenen Studio sehr überzeugend aufgenommen und produziert.
Für die nachdenklichen Texte zeichnet Sängerin Sylvia Staas verantwortlich, deren ausdrucksstarke Stimme zu den großen Pluspunkten des Albums gehört. Mal poppig-sanft, mal rockig-kraftvoll, aber stets mit viel Gefühl verleiht sie den acht Kompositionen eine eigene Note. Das treffend betitelte „Neue Energien“ als Opener, die atmosphärischen Ballade „Mondbar“ und das rockige „Zeitgleich“ demonstrieren eindrucksvoll das Sonwriting-Talent des Trios.
Auch die übrigen Kompositionen können sich hören lassen. Wenn AUDIOGEN ihre eigene Note noch weiter ausbauen und es wagen, sich noch einen Schritt weiter von den eingefahrenen Poprock-Pfaden zu entfernen, haben die Ingolstädter eine große Zukunft vor sich, in der sie – entsprechende Promotion vorausgesetzt – Nichtskönner-Bands wie JULI problemlos überflügeln dürfte. Bestellen könnt ihr dieses gelungene Rockalbum auf der Band-Homepage.