Für manche gibt es keinen Weg zurück. Atlantis ist versunken, die Stadt wird stetig gesucht und nicht gefunden, ein Mythos, der sich ständig wiederholt und immer wieder gerne vertont wird. Nach dem letzen peinlichen Album überdenken Atrocity erneut ihren Weg und knüpfen einfach direkt an WILLENSKRAFT an, als hätte es GEMINI und die peinlichen Go-Go-Tänzerinnen-Auftritte nie gegeben. Die Suche nach ihrem versunkenen Atlatis? Atrocity waren ja doch eigentlich schon immer Metal, irgendwie. Aber das nimmt man ihnen nicht ab, so druckvoll das Album auch produziert ist, so krachig die Band sich auf einmal gibt, um scheinbar verlorenen Boden mit dem neuen Label Napalm Records gut zu machen: Zusammen mit der Biographie der Band wirkt das Album bemüht retrospektiv. Dass man es natürlich nicht lassen kann, einen „Love is dead“-Nachfolger mit drauf zu packen war irgendwie vorhersehbar: Die Single „Cold Black Days“ – inklusive dem trendigen HIM-Klavierversatzstück – wirkt forciert melodisch, eingängig und beißt sich mit dem sonstigen härteren Material. Krull kann immer noch nicht singen, dass wird sich einfach nicht ändern. Immerhin, Atrocity wirken nicht mehr ganz so verkrampft wie noch auf dem Vorgänger-Album. Wer also WILLENSKRAFT und die Vorgängeralben von Atrocity mochte, sollte ATLANTIS eine Chance geben, für mich hat die Formation aber jede Glaubwürdigkeit verloren.
Die letzten zwei Alben gingen mir ziemlich am Arsch vorbei, weshalb ich dem Album allemal eine Chance gebe und es gefällt mir nach dem ersten paar mal anhören wirklich! Ein Kauf kommt da wahrscheinlich in Frage!
TOLLES ALBUM!
Zwischen der neuen Keep of Kalessin und der zu erwartenden Enslaved kam mir gerade vom begeisterten Nachbarn empfohlen diese Schmonzette zu Gehör. Keine Chance, aber auch nicht 0 Punkte. Der Gesang liegt daneben, Black Metal ist es nicht, nach Gothic und Irrgarten klingt es auch nicht, eigenwillig süßlich alles, zu eingängig und absehbar. Mir gefiel Atrocity noch nie und das wird sich nicht ändern. Auf jeden Fall könnten Sie in der Form mit Crematory, Grave Flowers und Leaves Eyes im Zirkus auftreten…
Atrocity sind ja nun wirklich nicht unbekannt dafür, einfach mal ganz fix im Laufe ihrer Diskografie alle möglichen Experimente zu wagen. Frönte man früher dem reinen Death Metal, kombinierte man diesen später zunehmend mit melodischen und ruhigen Elementen, nur um dann auf "Gemini" Industrial-Passagen mit simplem Songwriting zu kombinieren (was es in dieser Form vorher auch schon etliche Male gab) und den Death Metal-Anteil extrem zu minimieren, was sich auch darin äußert, dass Frontmann Alexander Krull seine Growls und Shouts von früher ablegt und sich am klaren Gesang versucht. Wobei es dann auch beim "Versuchen" blieb, dann über den Status eines Durchschnittssängers kam er nicht hinaus. So viele Stilbrüche spalten erwarteterweise die Lager; die einen nennen dies stilistische Weiterentwicklung einer Band, die musikalisch nicht stagniert, für die anderen haben Atrocity spätestens nach "Gemini" ihre Glaubwürdigkeit verloren. Und dann gibt es noch Leute wie mich, die die Band mit "Atlantis" kennen- und lieben gelernt haben. Denn was einem auf dieser Scheibe geboten wird, ist stilistisch ausgefeilter symphonischer Death Metal der packenden Sorte, verpackt in der (trotz etlicher Vertonungen und Verfilmungen immernoch) recht spannenden Saga um die versunkene Stadt, die auch gleichzeitig Atrocitys erstes Konzeptalbum in Form einer erzählten Geschichte darstellt. Gleich mit ‚Reich Of Phenomena‘ beginnt "Atlantis" hart, atmosphärisch und sehr durchdacht. Die Streicherpassagen leiten den Song ein, der sich dann in ein rasantes Death Metal-Gewitter erster Güte verwandelt und vor allem im – wieder mit Streichern unterlegten – Refrain absolut punkten kann. Eine angenehm düstere Atmosphäre wird hier erzeugt, die mit den brutalen Passagen eine Gänsehaut hervorruft. Erstes Highlight der Platte! ‚Superior Race‘ geht ähnlich gut ab, bei ‚Gods Of Nations‘ handelt es sich dann um einen langsameren Track, der im melodischen Refrain mit Krulls mittelmäßigem Gesang unterlegt wird, der Song kann nicht wirklich überzeugen und zeigt, dass Atrocity im Death Metal-Metier am besten aufgehoben sind. Mit ‚Ichor‘ wirds wieder härter, ‚Enigma‘ geht schließlich doch wieder in Richtung ‚Gods Of Nations‘, diesmal allerdings mit Keyboards unterlegt und um einiges besser. Krulls Gesang passt und stört nicht weiter, der Refrain überzeugt – auch mit der klaren Stimme Liv Kristines – dank der schönen Melodie. Das Wechselspiel der Songs zwischen ruhig und hart wird dann auch mit dem schnellen, melodischen ‚Morbid Mind‘ fortgeführt. Nach dem Intermezzo ‚Omen‘, das der Story einen Wendepunkt gibt, geht es mit ‚Cold Black Days‘ charttauglich weiter. Der Song ist durch die Keyboard-Melodie sehr eingängig, Alex Krull singt durchgehend klar, die Gitarren spielen Gothic und das Schlagzeug gibt sich ganz zahm. Der Song verliert jedoch viel von seinem Effekt im mittelmäßigen Refrain und stellt damit wieder einen kleinen Tiefpunkt in dem – bis jetzt – durchwachsenen, aber im Großen und Ganzen guten Album, dar. Mit ‚Atlantean Empire‘ zeigt sich dann wieder ein Höhepunkt der Platte: Der Song besticht durch den enormen Spannungsbogen, der von der Strophe über die fulminante Bridge bis in den Refrain aufgebaut wird – klasse! Krulls klarer Gesang wirkt nicht dick aufgetragen und fügt sich angenehm ins Gesamtbild, ebenso wie das Keyboard und das Gitarren-Solo gegen Ende. Ohrwurmtauglicher und bester Song der Platte! Auf genauso hohem Niveau geht es mit dem epischen ‚Clash Of The Titans‘ weiter. Das Stück beginnt wie bombastische Filmmusik und setzt damit musikalisch und atmosphärisch perfekt die Thematik des Songs um, die, zusammen mit dem nachfolgenden ‚Apocalypse‘ die Klimax der Geschichte des Konzeptalbums darstellt. Hart wie eh und je zeigen sich Atrocity hier, Parallelen zum Opener werden deutlich, vor allem gegen Ende weiß der Song durch den wiederkehrenden Einsatz der opernhaften Stimme Liv Kristines und den immer wieder ruhigen filmmusikhaften Passagen zu überzeugen. Das eben erwähnte ‚Apocalypse‘ spielt wieder mit dem Wechsel zwischen hart in der Strophe und ruhig im Refrain, Krull kann überzeugen, der Song ist teilweise angenehm brachial dank den Blastbeat-Einsprengseln und nimmt die in ‚Clash Of The Titans‘ eingesetzten filmmusikhaften Passagen wieder auf. Nach dem zweiten Intermezzo ‚Lost Eden‘ gibt es zum Abschluss mit ‚The Sunken Paradise‘ und ‚Aeon‘ zwei ruhigere Tracks zu hören, bevor das Album mit dem Outro ‚Ein Volk‘, über dessen Bedeutung und Sinnhaftigkeit man nur spekulieren kann, ausklingt. Gesamtheitlich betrachtet stellt "Atlantis" in meinen Augen eines der besseren (vllt. sogar besten, weil mir aus diesem Bereich wenige Alben und Künstler bekannt sind) Symphonic Death Metal-Alben dar. Das Konzept des Atlantis-Mythos wurde gut umgesetzt und songtechnisch sind einige Perlen zu verzeichnen. Ebenso besticht das Album durch die gute, klare, druckvolle Produktion, die jeder Einzelheit des Sounds genügend Freiraum bietet. Atrocity zeigen sich damit in alter Stärke wieder und liefern das – für mich – beste Album ihrer Karriere ab. Hoffentlich wird das nächste "richtige" Studioalbum der Band die musikalische Stilistik von "Atlantik" wieder aufgreifen, denn hier zeigen sich Atrocity in Bestform. An der 9-Punkte-Marke scheitert das Album dann nur an kleinen Hängern (‚Gods Of Nations‘) und Ausrutschtern (‚Cold Black Days‘), somit vergebe ich 8,5 Punkte (schade, dass man bei metal.de keine ,5-Punkte vergeben kann, sind sie doch in vielen Fällen sehr angebracht).
Nee, das war ich nicht.