Natürlich ist die Wahrnehmung jeglicher Musik immer abhängig von den Launen und Stimmungen des Hörers. Natürlich geht jeder individuell ganz anders mit den Stimmungen eines Albums um, nimmt sie anderes wahr, interpretiert sie anders und kann sie im Glücksfall mit Gleichgesinnten teilen. Wir haben das Glück, in einer Zeit zu leben, in der sich die Musik als sehr vielfältig präsentiert und vielleicht nimmt die Dark Ambient-Sparte gerade in diesem Zusammenhang eine ganz besondere Stellung ein, gilt gerade dieses Genre als besonders intensiv, tiefgründig und oft auch undurchdringbar. Können solch düstere Ambient-Sounds einem im richtigen Moment und in der richtigen Stimmung in eine andere Welt führen, können sie im falschen Moment einfach nur als belanglose Aneinanderreihung düsterer Klanggebilde wahrgenommen werden.
Diese Situation offenbart sich auch beim neuen Album des schwedischen Projekts ATRIUM CARCECI, das nach dreijähriger Arbeit sein neues Album „Souyuan“ zum intensiven und mit Sicherheit auch verwirrenden Hörgenuss zur Verfügung stellt. Im Stile bisheriger Veröffentlichungen bietet auch das neue Werk des Schweden Simon Heath wieder schwer verdauliche elektronische Soundscapes, die immer wieder dezent mit Sprachsamples und klassischen Elementen angereichert werden. Auch organische Sounds bzw. Percussions finden regelmäßig Einzug in die insgesamt zehn Songs, die von ihrer Dauer her überwiegend kurzweilig gehalten sind und bis auf eine Ausnahme („3 Holy Spires“) nicht in mehrminütige Ambientorgien ausarten. Zeitlich zwar somit eher auf den Punkt gebracht, sind die einzelnen Songs an sich jedoch alles andere als kurzweilig. ATRIUM CARCERI kreiert auch auf „Souyuan“ wieder Stücke, die von einer kühlen Atmosphäre geprägt und von einer undurchdringbar scheinenden Wand umgeben sind. Diese zu durchbrechen oder zu überwinden, ist die Aufgabe, die ATRIUM CARCERI seinen Hörern stellt. Ob man diese Aufgabe bewältigen kann oder nicht, hängt dabei von vielen Faktoren ab…
Somit wären wir wieder am Beginn dieser Rezension angekommen. Um „Souyuan“ in seiner Gesamtheit erfahren zu können, braucht es diese gewisse Stimmung, die nötig ist, um eine Album dieser Art bewusst wahr- und aufnehmen zu können. Ist dies der Fall, kann „Souyuan“ ein intensiver Hörgenuss werden. Wenn nicht, ist auch dieses Dark Ambient-Album nur eine willkürlich wirkende Aneinanderreihung beklemmender Sounds, die einem den letzten Nerv rauben…
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