Ein Bandname, der zugegebenermaßen ziemlich ausgelutschte Wortspiele mit einer Gelenkerkrankung nahe legt, abgedroschene “Praise Satan“-Lyrics und Bandphotos, die beweisen, dass man auch mit Corpsepaint immer noch wie Schwiegermutters Liebling aussehen kann – das sind zunächst einmal die Äußerlichkeiten von “Celestial Decay“, dem mittlerweile dritten Longplayer der seit 1997 aktiven Schweizer ATRITAS. Gut, das in Anlehnung an den Albumtitel gelungene Covermotiv mit einem verrotteten kirchlichen Würdenträger sollte man im Gegenzug nicht unterschlagen.
Musikalisch bieten die fünf Baseler innovationsarmen, routiniert gespielten Black Metal, aber nicht mehr so penetrant keyboardgetränkt und symphonisch wie auf den Vorgängern “Where Witches Burnt“ und “Medium Antigod“, die ihnen den Ruf eines CRADLE OF FILTH- und DIMMU BORGIR-Klons einbrachten. Stattdessen agiert man heuer schneller – die rasante Gitarrenarbeit und die immer wieder eingestreuten atmosphärischen Passagen wecken starke Erinnerungen an alte EMPEROR, ohne dass ATRITAS dabei die Klasse und Erhabenheit der Norweger erreichen.
Vieles an “Celestial Decay“ ist nicht sonderlich fesselnd, aber wütende Attacken wie “Blasphemic Madness“ und “Divine Apocalyptic Gloom“ oder das äußerst melodische “Gnosis – A Religious Wasteland“ wären durchaus als gutklassige Schwarzmetall-Hymnen zu bezeichnen, wäre da nicht ein doch recht großes Manko: der Gesang. Dieser ist – außer in den seltenen Momenten, in denen er beschwörend oder tief vorgetragen und dann durchaus akzeptabel ist – schlicht und ergreifend schwach. Zwar schnattert er nicht mehr ganz so schlimm wie auf den Vorgängeralben, doch immer noch klingt Sänger Gier mit seinem Gekeife schwer nach einem frustrierten Mischwesen aus Giftzwerg und Donald Duck und vermittelt leider oftmals kaum mehr Boshaftigkeit als eine Portion Entenbrust im Wirsingmantel. Das ist manchmal schon hart an der Grenze zur Lächerlichkeit und wenn es diese auch nicht überschreiten mag, so ist es zumindest auf volle Albumdistanz ziemlich ermüdend und dem Gesamteindruck schwer abträglich.
“Celestial Decay“ ist im direkten Vergleich mit den wenig überzeugenden Vorgängern immerhin eine kleine Steigerung und hätte mit insgesamt besserem Gesang – manche Passagen zeigen ja, dass es durchaus geht – Potential nach oben gehabt, atmet die melodische Raserei gepaart mit atmosphärischen Einschüben trotz etwas zu glatter Produktion durchaus hier und da ein angenehmes Mittneunziger-Flair. So aber bleibt eine Scheibe voller grundsätzlich und rein instrumentell sicher nicht schlechter Black Metal-Kost, von der aber letztlich doch zu wenig hängen bleibt, als dass eine Bewertung oberhalb des undankbaren Durchschnitts angemessen ist.
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