Atriarch - An Unending Pathway

Review

Traurigkeit zu vertonen ist immer eine Gratwanderung, zwischen Heulsusentum und mit in die Tiefe ziehenden Depressionen sind es häufig nur die Nuancen, die darüber entscheiden, wo eine Band hineinfällt. Schlimmer noch, oft hängt es von der eigenen, psychischen Verfassung (oder Tagesform) ab, ob ein Album seine Wirkung entfaltet oder als pures Gejammere abgetan werden kann. ATRIARCH sind aber weder besonders weinerlich, noch allzu jammernd – dafür aber tieftraurig bis verzweifelt. Das merkt man „An Unending Pathway“ auch an, wenn man gerade in überschwänglicher Laune sein Dasein fristet.

Aber Achtung, mit guter Laune kann es schnell vorbei sein. „An Unending Pathway“ ist eines dieser Alben, die es schaffen können, den Hörer mit in den Sog der verströmten Stimmung zu ziehen. Obendrein pendeln ATRIARCH noch nonchalant zwischen verschiedenen Stilen, sodass man es nicht als reine Nebenbeimusik laufen lassen kann  und der Platte seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken muss – nein, „An Unending Pathway“ kratzt, beißt und zerrt an den Nerven, egal ob man im tristen Alltag gefangen ist, gerade eine schwere Depression durchmacht, oder vor lauter Glück durch die Wohnung springt, letzteres dürfte sich nach den 40 Minuten ohnehin erledigt haben.

Nun, das ist die eine Seite, für die gebührt ATRIARCH eine Menge Respekt – wenig Bands vermögen es, eine derart einnehmende Stimmung zu verströmen. Aber es gibt auch Kritik, der sich das Doom/Black/Rock-Gemisch stellen muss. Teils klingt Sänger Lenny Smith unerträglich nörgelnd, nicht trauernd … sondern anstrengend. Auch die Songs selbst, man nehme als Beispiel „Rot“, schleppen zwischendurch ziemliche Längen mit sich rum – das mag der eine als vertonte Trostlosigkeit empfinden, bei mir führt es schnell zur Skip-Taste.

Anders und besser geht selbstredend. „Revenant“ glänzt mit seinem schmerzlich schönen Charakter, „Bereavement“ macht jede Lethargie vergessen und poltert mit einer Doublebass-Attacke, heiserem Geschrei und unheilvoller Lead-Gitarre überraschend los, fängt sich aber schnell wieder in trägen Doom-Gefilde, und „Veil“ ist dermaßen Finster, dass an ein Entkommen spätestens jetzt nicht mehr zu denken ist.

ATRIARCH ist kein Meisterwerk gelungen, dazu stößt man sich auf „An Unending Pathway“ an zu vielen Stellen, auch an der teils beabsichtigten Disharmonie der verschiedenen Stile. Aber das Album ist berührend und kann mitreißen. Ein Werk, das vieles und auch wieder nichts ist, aber auf jeden Fall eins, das man mal gehört haben sollte.

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19.01.2015

Chefredakteur

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