Atreyu - Long Live

Review

Gefühlt gehören ATREYU zu den Metalcore-Dinosauriern und „The Curse“ (2004) zählt nicht umsonst zu den Genre-Klassikern. Haben die Amis ihren Stil in den vergangenen Jahren allerdings immer weiter in Richtung Rock verschoben, wird Fans der frühen Werke bei „Long Live“ sicher warm ums Herz werden. Denn ATREYU schaffen auf ihrem neuen Werk den Sprung in die Vergangenheit, ohne dass die jüngeren Entwicklungen der Band ausgeklammert werden.

„Long Live“ schafft den Spagat zwischen brachialen Metalcore-Momenten und catchy Hooks. Vor allem in den Refrains lassen ATREYU ihren poppigen Charme spielen und sorgen so für den ein oder anderen Ohrwurm. Trotzdem sind es gerade die Metalcore-Passagen, die „Long Live“ mit Energie versorgen. Allerdings verlaufen sich ATREYU immer dann, wenn sie die Bodenständigkeit verlassen und den wirklich „ganz großen Moment“ suchen („Do You Know Who You Are“).

Glücklicherweise bleiben Ausflüge in Richtung einfache Effekthascherei eher Seltenheit. Denn wie die Kombination aus Wucht und „Ohohoho“-Sing-along gelingt, zeigt das Quintett direkt selbst: Wirkt bei „Do You Know Who You Are“ die Skip-Taste höchst verlockend, lassen Songs wie „A Bitter Broken Moment“, „Reckless“ und „Start To Break“ wenig Wünsche offen. Starke Leadgitarren und Refrains, kraftvolle Riffs und ein gutes Wechselspiel aus Geschrei und Klargesang – ATREYU vereinen hier ihre Trademarks auf ganz hohem Niveau.

Es ist etwas schade, dass ATREYU sich auf „Long Live“ zwischendurch trotzdem verirren. So zum Beispiel in „I Would Kill Lie Die“, das in den Strophen bestens unterhält, im Refrain dann allerdings in der Mittelklasse verblasst – schade.

Aber auch das ist bei ATREYU nicht wirklich neu. So bietet „Long Live“ der Anhängerschaft der Band wenig überraschendes, sowohl in positiver als auch negativer Hinsicht. „Long Live“ ist trotz seiner Schwächen ein vielfältiges Album, dass die Bandstärken gekonnt in Szene setzt und zeigt, dass gerade die alte Garde im Metalcore ihre selbstgesteckte Messlatte locker erreicht, nur über „The Curse“ kommen selbst ATREYU nicht – und solch Fehlgriffe wie „Do You Know Who You Are“ hätte es nicht gebraucht.

20.09.2015

Chefredakteur

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