Atheist - Unquestionable Presence (Re-Release)

Review

ATHEIST werfen „Unquestionable Presence“ inklusive Bonusmaterial via Season Of Mist in die Menge – mal wieder, könnte man ja schon fast unken, denn 2005 wurde das Material bereits wiederveröffentlicht. Allerdings ist dieses wegweisende und bis heute unerreichte Tech-Death-Metal-Album erst oft genug wiederveröffentlicht, wenn es wirklich jeder Fan von komplexem Metal in den Händen halten kann. Trotz aller Raffinesse und Kompositionen, die schon beim Zuhören Knoten in den Fingern verursachen, punktet „Unquestionable Presence“ auch über zwei Jahrzehnte nach der Veröffentlichung in erster Linie mit massiver Eingängigkeit und der Tatsache, dass ATHEIST ungezwungen und organisch klingen.

Die Töne sind da, also spielen wir sie und zwar alle! Die Redensart „Alles herausholen, was möglich ist“ wird schon im Opener „Mother Man“ neu definiert. Polyrhythmen, die jeden Hörer mit Herzrhythmusproblemen zum Wahnsinn bringen, Soli zum Niederknien und zum Ende des musikalischen Schwanzvergleichs gibt es sogar versöhnliches Vogelgezwitscher. „Unquestionable Presence“ von ATHEIST quillt über vor moshbaren Momenten, bei denen man mit dem Kopf gar nicht weit genug zum Moshen ausholen kann, während einen der fiese Gesang von Kelly Shaefer – irgendwo zwischen AT THE GATES und CARCASS – stetig weiter anspornt. Eingelullt in einen Rausch aus Tönen, knurrendem Bass, hitzigen Tempowechseln und überwältigt von einem nicht enden wollenden Strom aus Ideen und beeindruckenden technischen Fähigkeiten, ist man fleißig damit beschäftigt die eigene Kinnlade immer wieder hochzuklappen. „Enthralled in Essence“ startet mit einem Hauch Orient, der MELECHESH Pate stehen könnte, und geht nach einem verrückten Bruch über in eine Mischung aus Punk’n’Funk-Bass, gefolgt von einem thrashigen Soli und dem Gefühl, dass die Musik aus den Boxen strömt und sich im Raum verteilt. Diese Platte zur Rezension vorgelegt zu bekommen, grenzt schon fast an Mobbing, denn vieles ist schlicht unbeschreiblich.

„An Incarnation’s Dream“ startet mit Polizeisirenen, tausendfach gehört sowas. ATHEIST verflechten diese aber so geschickt mit akustischem Gitarrengezupfe, dass eine harmonische Kombination entsteht, in der jeder Ton seine Berechtigung hat. Leichte Samba-Rhythmen gesellen sich dazu, ein voluminöser Bass leitet dann in die nächste Runde Mosh’n’Stop’n’Go ein. Klingt nach ziemlich viel Wildern abseits des Metals, doch „Unquestionable Presence“ klingt jede Sekunde nach Metal und ATHEIST knacken nicht einmal die Fünf-Minuten-Marke.

Das Bonusmaterial ist üppig, aber nicht wirklich zwingend zu besitzen. Sieben Songs in der Demoversion, obendrauf das Instrumental des Drum-and-Bass-Tracks von „Mother Man“ und die Rhythmtracks von „And the Psychic Saw“. ATHEIST setzten mit „Unquestionable Presence“ einfach auf alles Dagewesene nochmal einen drauf und sind die Chefs im Ring. Die Amerikaner schaffen horizonterweiternde Ebenen, die man bis dahin noch gar nicht kannte. Jeder, der von sich behauptet, ein Faible für technisch anspruchsvollen Metal zu haben, muss „Unquestionable Presence“ von ATHEIST kennen.

16.07.2015

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1 Kommentar zu Atheist - Unquestionable Presence (Re-Release)

  1. Eisy sagt:

    Dieses Album ist nach wie vor ein unerreichter Meilenstein der Prog-/Tech-Szene. Die 10/10 ist mehr als verdient. Auf die Knie vor diesem Monster an technischer Finesse!!!