Ateiggär - Tyrannemord

Review

Nach der „Us d’r Höll chunnt nume Zyt“ EP aus dem Jahr 2019 haben die Schweizer ATEIGGÄR mit „Tyrannemord“ nun ihr erstes volles Album vorgelegt. Das kreative Umfeld, das „Helvetic Underground Committee“, aus welchem bereits Bands wie UNGFELL, DAKHMA oder KVELGEYST hervorgegangen sind, hat bereits in der Vergangenheit für einiges an herausragender und besonderer Musik gesorgt.

Tyrannemord – Bekannte Zutaten aber trotzdem anders

Eines ist klar, das Rad wird hier nicht neu erfunden, dies würde auch keinen Sinn machen, denn es rollt ja schon. Trotzdem wird in den ersten Durchläufen schnell klar, dass hier einiges sehr richtig gemacht wurde, denn obwohl das Songwriting viele kreative Überraschungen bereithält, wirkt das Album von Anfang an mitreißend. Der frühe Sound von Bands wie SATYRICON zu „Dark Medieval Times“ Zeiten dient hier als Grundlage und wird in ein frischeres Gewand gehüllt. Parallelen zum letzten, überragenden ABIGOR Album „Totschläger (A Saintslayer’s Songbook)“ drängen sich immer wieder auf. Hier vermischen sich epische Arrangements, bombastische Synthies und ein kautziger, schwyzerdütscher Mundart-Gesang zu einem brachialen Black-Metal-Epos der sowohl komplex erscheint und trotzdem runtergeht wie Öl. Es gibt nicht viele Bands die dies so hinbekommen.

Ateiggär – Der Ideengeber?

Nach dem klassischen, atmosphärischen Intro „De dunkli Ort“ geht es mit dem knapp 8-minütigen „En stille Feind“ gleich richtig in die Vollen: melodisches Tremolo-Gewitter, Chöre im Hintergrund, präzise eingesetzter Bombast, mehrstimmige Vocals und ein treibendes, abwechslungsreiches Schlagzeug. Nach diesem Rezept, ergänz mit zahlreichen Variationen, funktioniert das gesamte Album und es funktioniert ausgezeichnet. Bei „Iserni Plag“ kommt der getragene Gesang stärker zur Geltung und einige der eingesetzten Synthies erinnern stark an EMPEROR zu „The Nightside Eclipse“ Zeiten. Bei „Us Lyschegiftig Schlaf verwached“ bestimmen die hintergründigen Chöre und Flächen die episch-erdrückende, fast schon stickige Stimmung, die eine ordentliche Portion Bathory-Vibes in sich trägt. Zum Ende wird bei „Chron‘ und Tod“ und „Din Lyb ziert de Altar“ noch mal ordentlich die Bremse gelockert und es reihen sich vermehrt rasende Parts zu dem Midtempo-dominierten ersten Teil des Albums.

Hier gibt es eigentlich keine Ausreden!

„Tyrannemord“ ist 2022 ein klares Black-Metal-Highlight und hat damit volle 9 Punkte mehr als verdient. Auf dieser vielschichtigen Platte gibt es wahnsinnig viel zu entdecken und wer bisher noch nicht über dieses Album gestolpert ist, sollte dies zügig nachholen.

29.04.2023
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