Sechs Jahre Funkstille, keine Gerüchte, keine Morde und wenig auffällige Konzertaktivitäten bedeuten entweder den Tod für eine Band, oder einen völligen Neubeginn. Im Falle von ATANATOS, deren letztes drittes Album tatsächlich aus dem letzten Jahrtausend stammt, bin ich mir noch nicht ganz so sicher, wohin der Weg führt. Immerhin ist der Vertrag mit Last Episode futsch (meinen Glückwünsch, das ist sicher von Vorteil, wenn man ernstgenommen werden möchte!), „Beast Awakening“ wurde irgendwann 2001 aufgenommen und lag nun – für mich sehr unergründlich – vier Jahre im Schrank, und ein neuer Vertrag ist scheinbar nicht in Sicht. Hört sich nach einer stockenden Karriere an, die 93 oder 94 begann und bis 99 im Zeichen des leicht thrashigen, melodiösen Black Metal eigentlich ganz gut in Fahrt war.
Jetzt ist die Truppe mit einer Eigenproduktion zurück, das Line-Up hat sich ein wenig verändert und der Thrash-Metal hat eindeutig die Oberhand gewonnen. „Beast Awakening“ ist kein Black-Metal-Album, auch wenn der Gesang für eine handelsübliche Thrash-Band zu hart und das dudelige Keyboard ein Überbleibsel der alten Zeiten ist. Ein ziemlich deplatziertes übrigens. Grundsätzlich dominieren die schmissigen Riffs, bangkompatibles Tempo, ziemlich auf den Punkt gebrachte Songs, Tonnen von Soli und Breaks… alles, was ein Album in der alten Heavy-Metal-Tradition braucht und mit vielen kleinen Einflüssen aus anderen Metalgenres gespickt. Spielerisch ist die Band absolut auf dem Höhepunkt ihres Könnens, hier sitzt wirklich alles perfekt. Weil’s aber im dritten Jahrtausend mit modernem technischem Standard aufgenommen wurde, klingt’s nicht nur sehr fett und druckvoll, sondern auch ein wenig steril. So ist das eben, wenn man ein Schlagzeug triggert. Andererseits – so muss ein modernes Album offenbar einfach klingen, das machen dieser Tage auch stilverwandte Kapellen wie SPECTRE DRAGON deutlich und fahren gut damit.
Was mir an „Beast Awakening“ säuerlich aufstößt ist das Gefühl, dass das Album keine einzige Kante hat, nichts woran man sich stoßen könnte. Die Stücke halten über 50 Minuten einen hohen Standard, dafür fehlen die merklichen Höhepunkte. Es gibt nichts, aber auch wirklich nichts an der ganzen Sache auszusetzen (na gut, auf das Keyboard hätte man wirklich verzichten können…), das ist alles professionell gemacht, sieht gut aus, als Bonus gibt’s ne DVD mit einem Video dazu… ein Labelrelease steht dem in nichts nach. Ich weiß noch, dass mir die erste MCD 96 viel beeindruckender erschien, gerade eben weil sie nicht so perfekt war. Hier und da, bei wenigen Parts, blitzt diese Vergangenheit noch durch, aber die Truppe schafft es gut, das am Ende doch zu übetünchen. Auch wenn ich es ihnen gönnen würde, ich glaube, es wird schwer werden für ATANATOS, ihre Karriere nochmal kräftig anzuschieben. Warum? Kann ich nicht genau sagen. Männliche Intuition?
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