At The Drive-In - in•ter a•li•a

Review

Schon nach den vorab veröffentlichen Songs war klar, dass sich der durchschnittliche Fan von AT THE DRIVE-IN auch knapp 17 Jahre nach der Auflösung der Post-Hardcore-Band aus El Paso bezüglich „in•ter a•li•a“ keine Sorgen machen muss. Glücklicherweise jumpen AT THE DRIVE-IN jetzt nach ihrer Wiedervereinigung nämlich nicht den shark und es gibt keine peinliche Selbstkopie zu hören. Eher schon fast beängstigend, wie nahtlos die Band an den alten Sound anknüpft. Aber auch kein Wunder, bei all diesen hervorstechenden Alleinstellungsmerkmalen.

Alles bleibt, wie es ist. Ob 17 Jahre dazwischen liegen und nicht!

Da wäre zum einen der Gesang von Cedric Bixler, der sich über die Jahre nicht wesentlich verändert und weder an Einzigartigkeit noch an Dynamik oder Überzeugung verloren hat. Hektisch-melodisch skatet, singt und brüllt er sich durch die 11 Songs und dreht die Zeit damit ein Stück zurück. „in•ter a•li•a“ lebt besonders von seinen außergewöhnlichen Hooks, von den komplexen Refrains und schnörkeligen Wendungen seiner Intonation. Bixler erfindet weder sich noch den Gesang neu, ist aber unumstritten ein Meister seines exzentrischen Fachs.

Mal ganz fernab von seiner außergewöhnlichen Stimmfarbe, füllt dieser Mann die Aussagen mit packender Leidenschaft wie kaum ein anderer und hat so gar keine Angst vor buntem Pop-Anstrich („Tilting At The Univendor“, „Pendulum In A Peassant Dress“ „Call Broken Arms“). Nach jedem Song, in der Regel schön mit Coitus interruptus beendet, hat man das Bedürfnis die markanten Verse weiter zu singen.

AT THE DRIVE-IN halten auf „in•ter a•li•a“ über 41 Minuten die Spannung, mit unterschiedlichen Mitteln. Während in „Continuum“ anschaulich gegroovt wird, gibt es in „Call Broken Arrow“ sci-fi-kratzigen Gitarren vermengt mit Siebzigerjahre Basissound zu hören. Erwähnenswert ist auch das Gefühl von freiem Fall im fast schon hohl drehenden „Torrentially Cutshaw“. Das Schöne an Alben von AT THE DRIVE-IN ist, dass man sich immer wieder auf ein anderes Instrument konzentrieren kann und stets überdurchschnittliche spielerische Qualitäten ausmachen wird. Das mag einmal Schnelligkeit, Fingerfertigkeit und kann ein anderes mal beeindruckende Kreativität auf hohem Niveau sein. Der Sound auf „in•ter a•li•a“ ist wie immer ausgewogen, mit kleiner Tendenz Richtung Bass.

Keiner wuselt und stampft so schön auf, wie AT THE DRIVE-IN

Musikalische Sexyness der Marke „Governed By Contagions“, in Zusammenhang mit politischem Inhalt(!), kriegen auch nur wenige Bands gerissen. Während die Gitarre sympathisch-nervend einmal die komplette Tonleiter hoch und wieder herunter quietscht, presst sich der Bass virtuos-aufdringlich durch das Arrangement und die Schlagzeugtakte ketten sich fest an die Fußgelenke, um den dringenden Tanzalarm zu verkünden. Die Kastagnetten bleiben diesmal allerdings im Schrank, lediglich Spuren von Funk und Groove dürfen sich unter das stark rockige Post-Hardcore-Gebräu mischen.

Für die Verhältnisse von AT THE DRIVE-IN ist „in•ter a•li•a“ den vorherigen Alben sicher unterzuordnen, was einer (von beiden Seiten) selbst hochgeschraubten Erwartung und gewissen Sättigung geschuldet sein wird. Im heutigen eher trägen Kreativkosmos spielen die Texaner dafür auch 2017 noch ganz weit vorne mit – die Wertung ist also in erster Linie als Einordnung der Band-Diskografie zu verstehen. Ein bisher bestätigter Auftritt in Deutschland ist allerdings sehr mau, da geht hoffentlich noch mehr. Fans von ANTEMASQUE dürfen sich ebenfalls freuen, denn auch hier wird es nach Aussagen von Bixler und Rodriguez noch in diesem Jahr ein neues Album geben.

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07.05.2017

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