Toledo, im US-Bundesstaat Ohio zwischen den beiden Metropolen Detroit und Cleveland gelegen, gilt sicherlich nicht gerade als das Mekka des Melodic Death Metal. Dennoch, auch dort gibt es natürlich eine Handvoll Maniacs, die einige Bandprojekte am Start haben. Eines davon ist ASTRALBORNE, deren in Eigenregie entstandenes Debüt-Album 2020 von Prosthetic Records noch einmal neu veröffentlicht wurde. Die neue Platte „Across The Aeons“ erscheint dieses Mal direkt über das Label, Bandlogo und Cover Artwork verraten dabei bereits, dass es trotz Space-Grundthema nicht allzu modern zugehen könnte.
ASTRALBORNE – Liegt Ohio jetzt in Schweden?
Man glaubt ASTRALBORNE bereits während der ersten Takte von „War Vessel“ sofort, dass sie das manchmal bereits abgedroschen klingende Motto „wir haben das Album geschrieben, was wir selbst kaufen würden“ leben. Im Fall des Ami-Trios heißt das eindeutig: IN FLAMES. Alte IN FLAMES. Ein Geheimnis macht man daraus nun auch wahrlich nicht, schließlich wird auch direkt „December Flower“ vom Alltime-Favourite „The Jester Race“ gecovert. Sollten also diejenigen, die seit seit Jahrzehnten darauf warten, dass die Göteborger zu diesem Stil zurückkehren lieber ihren Blick gen Ohio wenden?
Enttäuscht würden Old-School- Fans sicher nicht. ASTRALBORNE beschränken sich dabei zwar nicht allein darauf, eine Tribute-Band zu sein, allerdings bedienen sie sich hauptsächlich bei allem an Schwedentod, was die Neunzigerjahre hergeben. Schon „War Vessel“ zeigt, dass die drei auf Hochgeschwindigkeitsabfahrt stehen, Sänger (und Bassist) Paul Fuzinski orientiert sich dabei aber weniger an Anders Fridén, als Gitarrist Derik Smith an Jesper Strömblad. Die ausladenden Leads klingen schon verdammt nach Göteborg, während die Growls irgendwo zwischen klassischem Death Metal und etwas modernerem Shouting liegen.
Eigentlich allen Songs merkt man die Spielfreude der Band an, die wirkt, als wäre eine hungrige Meute angeketteter Hunde soeben von ihren Ketten befreit worden. Songs wie „Noctorneous“ oder „Gemini“ funktionieren auch live ganz sicher hervorragend, bieten aber auch dort kaum Gelegenheit zum Verschnaufen. Auch wenn, wie in „Skybreaker“ zwischenzeitlich mal kurz vom Gas gegangen wird, muss man ehrlicherweise sagen: Variantenreiches Songwriting ist nicht unbedingt die Sache des Ohio-Trios. Gleiches gilt auch für das Organ von Paul Fuzinski, das sich mehr oder weniger unverändert durch die knappe Stunde röhrt.
Spaßige Angelegenheit mit wenig Abwechslung – „Across The Aeons“
Würde man ASTRALBORNE fragen, welche schwedische Death-Metal-Größe der Neunziger sie denn am meisten beeinflusst hätte, wäre die Antwort vermutlich: Ja! Neben den offensichtlichen Grundlagen in Göteborg, scheint auch hier und da die melodische Seite der Stockholmer Schule von DISMEMBER oder UNLEASHED durch.
Auf der Habenseite ist „Across The Aeons“ eine verdammt spaßige Angelegenheit für alle Fans des frühen Melodic Death Metal und animiert direkt zum Ein-Mann-Circle-Pit um den heimischen Couchtisch. Gerade die Gitarren sind verdammt tight eingespielt und verleihen dem durchaus harten Material einen hohen Grad an Melodiosität. Auf der Sollseite klöppeln sich ASTRALBORNE auf immer ähnliche Weise durch zehn Songs plus Intro und Outro und kommen dabei auch nicht immer auf den Punkt, denn mit fast einer Stunde ist die Platte entschieden zu lang ausgefallen. Sicher ist „Across The Aeons“ eines der besseren und damit leicht überdurchschnittlichen Genre-Releases, für mehr reicht es aktuell aber noch nicht.
Alte In Flames? Sicher. Ich ergänze um US amerikanische Vertreter der 2000er Jahre, wie Vehemence, ist die hier doch auch ordentlich doublebass am Start. Insgesamt für mich ne stimmige Angelegenheit, die Bock auf mehr macht.
Gewohnt gute Prosthetic-Ware. Genau wie The Absence zeigen auch Astralborne, dass man mit der nötigen Leidenschaft auch auf ausgetretenen (planierten und asphaltierten) Pfaden noch überzeugen kann .