Astral Sleep - Angel

Review

Auch wenn der Bandname ASTRAL SLEEP auf das zweite TIAMAT-Album verweisen mag, ist diese alte, von Doom-Elementen durchbrochene Schwedentod-Scheibe nur ein äußerst ungenauer und letztlich fehlleitender Richtwert, um dem Klang der vier Finnen nahe zu kommen. Stattdessen doomte es bei der jungen Truppe schon immer deutlich mehr – so auch auf der neuen EP „Angel“.

Den Titel für das bereits im Sommer 2008 aufgenommene Material wählte man übrigens mit einem Augenzwinkern, weil man oft mit einer ebenfalls ASTRAL SLEEP benannten deutschen Gothic-Band verwechselt wurde, die irgendwann einmal ein Stück namens „Angel“ aufgenommen hat. Mit dieser ziemlich albernen Aktion schließen die Herren aus der südfinnischen Großstadt Tampere nun sozusagen den Kreis der Verwirrung.
Als wäre das noch nicht genug, sind auch alle drei Stücke auf der halbstündigen EP mit „Angel“ betitelt. Die Texte sind dabei mit enorm hohem „Angel“- und „Satan“-Aufkommen und bei durchgängiger Wiederholung ganzer Passagen in den jeweils anderen Stücken so selten dämlich („Angel, You Worship Satan, But Satan Does Not Need It“), dass man die Ernsthaftigkeit der ganzen Chose in Frage stellen muss.

Ganz so abstoßend wie das Drumherum ist die Melange aus mitunter epischem Doom mit cleanem Gesang und insbesondere bei den beiden ersten Liedern vielen schnellen, dem Death und Black Metal entlehnten Passagen mit Growl-Gesang, nicht. Wären die Gitarren nicht etwas zu dünn und kraftlos, könnte man glauben, hier und da REVEREND BIZARRE zu lauschen, mal ein altes und schwermütiges MY DYING BRIDE-Riff heraus zu hören, sich an das AMORPHIS-Debüt oder eine durchschnittliche Melodic-Black-Metal-Kapelle erinnert fühlen und in mancher Instrumentalsektion gar an PINK FLOYD denken.
Viele nette Versatzstücke also, aber alles wirkt nicht homogen oder im Kontrast reizvoll, sondern etwas sinnlos zusammengeschustert, zu zerfahren, zu unentschlossen. Mit Ausnahme des letzten, von unheilvollem Klagen und Flüstern dominierten Stückes ist er hier kaum wahrnehmbar, der trübe und sich träge dahin windende Fluss, den man beim Hören eines guten Doom/Death-Albums auf einem modrigen Floß einsam befährt.

Solitude Productions sind eigentlich Garant für zumindest leicht überdurchschnittliche Doom-Metal-Veröffentlichungen, aber die vorliegende EP bildet da eine Ausnahme. Unter dem überflüssigen Namens-Quatsch und Texten, die in ihrer Einfältigkeit eigentlich nur Parodie sein können, leidet auch der Eindruck, den die für sich genommen solide und immerhin in Ansätzen Atmosphäre atmende Musik hinterlässt. Das Beste an ASTRAL SLEEPs „Angel“ ist letztlich das interessante Bandlogo auf dem Cover.

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08.09.2010

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