Astral Doors - Requiem Of Time

Review

Nein, ASTRAL DOORS sind immer noch nicht innovativer geworden. Und ja, die Band, besonders Sänger Nils Patrik Johansson, erinnert immer noch so eindeutig an DIO, dass man sich manchmal ins Gedächtnis zurückrufen muss, dass hier nicht der Meister persönlich hinterm Mikro steht. Und nochmal nein, einen Originalitätspreis werden die Schweden nach wie vor nicht gewinnen.

Aber wisst ihr was? Das ist mir alles vollkommen scheißegal. Denn „Requiem Of Time“, das neue Album der durch und durch klassischen Hardrock/Metal-Band tut genau das, was man als Metalhead ganz oben auf der Liste der Qualitätsmerkmale anordnen sollte: Es rockt! Und das nicht zu knapp. Unter den 14 Songs auf dem Album (plus ein eher verzichtbarer Bonustrack) befindet sich keiner, der nicht seine Daseinsberechtigung hat. Jeder Song ist ein lupenreiner Hit, jede Sekunde ein Genuss. Zwar streift die ein oder andere Melodie durchaus auch mal die Grenze zum Kitsch, allerdings nie in einem unerträglichen Maße und immer so, dass jede Nummer Spaß macht, gute Laune verbreitet – und ganz nebenbei noch erste Frühlingsgefühle weckt. Schon die ersten drei Songs sind allesamt Kracher am heutzutage immer seltener hell erleuchteten Classic Rock-Himmel. „Testament Of Rock“ atmet den Spirit der Spätachtziger/Frühneunziger-BLACK SABBATH und fasst die Qualitäten von ASTRAL DOORS schon bestens zusammen. Ganz vorne: der dominante, erstklassige Gesang von Nils, der sich emotional so dermaßen ins Zeug legt, dass jede gesungene Note nur als leidenschaftliches Bekenntnis zum Rock ’n‘ Roll gedeutet werden kann. „Power And The Glory“ ist eine Hymne vor dem Herrn, bei „Rainbow Warrior“ wird es etwas speediger, aber keineswegs weniger eingängig, der Refrain ist ganz großes Ohrwurmkino.

Natürlich gibt es auch das ein oder andere tolle, fiedlige Gitarrensolo, nie zu lang und ausufernd, immer songdienlich. Untermalende Keyboards sind ebenso vorhanden, die dem Songmaterial noch mehr Tiefe verleihen. Soundtechnisch kann man Gitarrist Martin Haglund, der für die Produktion verantwortlich zeichnet zwar vorwerfen, dass er „Requiem Of Time“ einen etwas zu organischen Gesamtsound verpasst hat, bei der Qualität der Songs spielt das aber keine große Rolle mehr. Weitere Anspieltipps sind das etwas am Power Metal kratzende „Blood River“, der mitgrölkompatible Headbanger „The Healer“ und die epischer ausgelegte Schlussnummer „When Darkness Comes“. Jede einzelne Komposition von „Requiem Of Time“ ist eine tiefe Verbeugung vor dem, was die Urväter des Hardrock seinerzeit als Vorzeige-Rocksong definiert haben. Wer vorhat, sich in Zukunft Klischees der 70er und 80er zu bedienen, und das ganze zeitgemäß zu vertonen: Bitte vorher bei ASTRAL DOORS reinhören, die zeigen, wie es geht.

07.02.2010
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