Was sagt man dazu? „Fuzzed out psychedelic space rock“ spielen die Schweden laut Promo-Zettel. Aha, da gabs doch mal was, 40 Jahre her, UFO-Euphorie, Kiffen, Blumen? Zumindest ist die Schublade mal offen und es fallen einem die üblichen Verdächtigen ein.
Und damit liegt man schonmal gar nicht so schlecht, denn bereits im ersten Lied musste ich irritiert abbrechen, um nachzusehen, ob da wirklich die Platte von ASTEROID im Spieler lag. Anscheinend schon, aber als die Musik wieder lief, wurde wieder dieses ominöse „three billion miles away from home“ gesungen – wer da nicht an die frühen ROLLING STONES denkt, muss was verpasst haben. Auch ansonsten wird hier alles getan, damit sich der geneigte Fan nicht nur psychedelischer Rockmusik möglichst wohl fühlt, denn hier wird die ganze Palette des Rocks der späten 60er und der 70er wieder aufgegriffen. Es grüßen die frühen PINK FLOYD im Stile von „Astronomy Domine“, DEEP PURPLE mit ihrem Erstling, die erwähnten ROLLING STONES, ein wenig Einsprengsel im Sinne ELOYs und überdies auch beispielsweise BLACK SABBATH, als sie noch am Anfang standen. Ich könnte noch zig andere Vergleiche nennen, aber die Musik sollte nun für den Leser ausreichend beschrieben sein. Wer hier Überraschungen erwartet, kann woanders weitersuchen, denn was ASTEROID da spielen, sollte eigentlich schon als dreistes Kopieren unter anderem besagter Gruppen bezeichnet werden. Sie fahren damit aber ziemlich gut, weil sie die ganzen Elemente zu einem homogenen Ganzen verschmelzen und dem Hörer damit einen bunten Querschnitt oder eher eine Zusammenfassung eines Jahrzehnts Rock bieten. Vielleicht hätte man das Album ja „The Best of Late 60s and 70s Space Rock“ oder so ähnlich benennen sollen.
Was ich hingegen den Jungs von ASTEROID hoch anrechne, ist, dass ihre Musik nicht mehr ganz so drogengeschwängert rüberkommt wie ehemals. Zum Einen verwenden sie zwei Singstimmen, die sich, gut aufeinander abgestimmt, ergänzen, was besonders gut in „Flowers and Stones“ zum Tragen kommt und die Musik weniger spontan erscheinen lässt. Zum Anderen könnte es daran liegen, dass die Texte eher aus der Distanz des 21. Jahrhunderts als inmitten der Begeisterung für alles, was irgendwie überirdisch oder blumig erscheint, geschrieben wurden. „The Infinite Secrets of Planet Megladoon“ (Leute, dieser Name!) verstrahlt zwar diesen gewissen lyrischen Charme wie zum Beispiel „Starship“ von MC5, allerdings ohne sich fanatisch in irgendwelche extraterrestrischen Träume zu versteigen. Also so ganz unbeeinflusst von irgendwelchen Drogen? „Geht doch nicht!“, dachten sich da ASTEROID am Ende ihres Albums wohl, denn mit „Doctor Smoke“ erreichen sie noch in etwa das literarisch unterirdische (und ganz und gar nicht außerirdische, haha) Niveau von PINK FLOYDs Erstling „The Piper at the Gates of Dawn“. ASTEROID warten da mit ganz besonderen Textzeilen auf, etwa „Love is but a joke to Doctor Smoke“ oder „There’s something in his eyes“, ganz zu schweigen von den „La la la“-Gesängen.
Ich würde hier gerne mehr Punkte vergeben, weil das Album für sich betrachtet wirklich gut ist. Sein hauptsächliches Problem liegt darin, dass es eben knappe 40 Jahre zu spät erschienen ist, außerdem kommt „Asteroid“ einem nach mehreren Durchgängen stellenweise ein wenig gleichförmig vor. Wer oft und gerne gelungenen Rock hört, sollte sich angesprochen fühlen, wenn ich hier eine Empfehlung ausspreche, Neues bietet dieses Werk aber nicht und ist daher für Otto Normalrocker nicht übermäßig interessant.
Anachronistisches Hörvergnügen für gemütliche Abende sozusagen.
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