Asrai - Pearls In Dirt

Review

Die Holländer ASRAI gibts schon seit den seligen Achtzigern. Mit „Pearls In Dirt“ huldigt diese Band, wie viele Combos aus den Niederlanden, kräftig NIGHTWISH, WITHIN TEMPTATION oder AFTER FOREVER. Oder ist es umgekehrt, weil ASRAI die älteren sind? Wie dem auch sei, nach diversen Stilwechseln in der wechselvollen Bandhistorie sind ASRAI nun jedenfalls im Gothic-Sektor gelandet und präsentieren uns hiermit ihr neues Fulltime-Opus.

„Delilah’s Lie“ gibt uns auch gleich den entsprechenden Eindruck, denn Sängerin Margriet orientiert sich eher an der Spätphase von Tarja, soll heißen tönt weniger trällerelsenhaft als vielmehr kraftvoll rockig, wobei ihre Stimme, und ich sage das in diesem Genre wirklich selten, ein ausdrucksstarkes Timbre aufweist und nicht in zitterndes oder flatterndes Jubilieren abgleitet. Die Musik ist anfangs durchaus heavy, machmal auch an LACUNA COIL orientiert, allerdings fehlen die MADONNA-Vibes. „Your Hands So Cold“ lässt typische Gothic-Growls zum Einsatz kommen, glücklicherweise nicht so BATTLEORE-lastig wie EPICAS Variante. Einige moderne Elektro-Spielereien werden beigemengt, was durchaus unterhaltsam sein kann, zumindest für die Zielgruppe. Es ist allerdings auch hier nicht gerade alles Gold, was flirrt, aber für Gothic-Verhältnisse annehmbar.

„Stay With Me“ zeigt, dass Dolores und Anneke auch nicht weit entfernt sind, was Phrasierung und Intonation betrifft. Das Songmaterial ist nicht so sehr an Eispalästen, Weihnachtsatmosphäre oder Lebkuchen orientiert, was durchaus positiv anzumerken ist, da macht sich der Einfluss diverser Achtziger-Bands schon angenehm bemerkbar. Und das konnte man beim Betrachten der klischeetriefenden HP der Band nun wirklich nicht erwarten. „Go“ ist ein lupenreiner Pop-Song, der den jüngsten wegen des Mitgröhlfaktors zusagen könnte, mir jedoch viel zu flach geraten ist. „Lost“ gewährt einen kleinen Einblick in die Schwäche der Band: schlecht ist der Track nicht, aber allmählich nutzt sich das Schema der (zunehmend poppiger werdenden) Kompositionen ab; da müsste schon mal ein Ausflug in Nachbargefilde stattfinden oder einfach ein steilerer Anflugwinkel bezüglich des Refrains gewählt werden, denn recht belanglos plätschert der Song vorbei.

Und die Ambivalenz will partout nicht weichen. „Something I Said“ ist in der Strophenphase gelungen, nicht jedoch der Chorus, dessen Parabel zu flach veräuft. „Awaken“ rockt tanztempeltauglich, die abschließenden Tracks werden wieder von schrillen Keys dominiert, wobei „Chain Me“ noch am besten tönt. Schwer zu bewerten, denn plus und minus halten sich die Waage. Für die Gothic-Fraktion könnten ASRAI eine Bereicherung darstellen, der Rest sollte vorsichtiger sein.

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20.11.2007

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