Asphodelus - Sculpting From Time

Review

Es ist kein Geheimnis für den langjährigen Metal-Hörer, dass sich Kultbands wie KATATONIA und vor allem ANATHEMA von ihren musikalischen Wurzeln weit entfernt haben. Beide Bands begannen ihre Karriere mit deathlastigem Doom Metal, der hier und da Elemente des Gothic Metals aufwies. PARADISE LOST betreiben das zwar noch teilweise auf ihren neueren Alben, stilistisch heben sie sich dennoch von ihren Frühwerken aus den 90ern ab. Da „Retro“ aktuell wie eine Welle über den Underground schwappt, wundert es wenig, dass sich die Finnen von ASPHODELUS ebenjenem Death-Doom-Gothic-Mix der früheren 90er Jahre verschrieben haben. Achtung: ASPHODELUS sind nicht zu verwechseln mit den deutschen ASPHODELOS. Mit „Sculpting From Time“ kehren ASPHODELUS vier Jahre nach ihrem Debütalbum zurück.

Songskulpturen wie aus der Zeit gefallen

Schon der Opener „Waterside“ entführt gekonnt zurück in jene Ur-Phasen der genannten Bands und weckt sofort Erinnerungen. Fast wirkt es so, als seien ASPHODELUS aus der Zeit gefallen und die letzten 30 Jahre hätten nie existiert. Dazu trägt auch die Produktion bei, die „Sculpting From Time“ eher schwachbrüstig und kalt erscheinen lässt. Dennoch ist da jene Wärme vorhanden, die auch ein „Dance Of December Souls“ (KATATONIA) oder ein „Eternity“ (ANATHEMA) zum Kultstatus befördert hat. In gleicher Weise präsentieren ASPHODELUS auf „Sculpting From Time“ keinen „perfekt“ gespielten Metal. Auch hier wirken manche Übergänge mal holprig, mal zu unüberlegt. Stellenweise kommen einige Passagen sogar kitschig rüber (z.B. „World Of Hollow“). Das sorgt in diesem Fall aber nicht für Stirnrunzeln, sondern setzt dem Retro-Effekt noch das Krönchen auf. Zudem setzt bei nahezu keinem Song Langeweile oder das Gefühl der Überflüssigkeit ein. Die Betonung liegt auf „fast“, denn das instrumentale Gedudel „The Moon In Pisces“ als vorletzter Track hätte auch wegfallen können oder als Intro dienen sollen. So stört es eher den Hörfluss.

Betreutes Dahinschwelgen mit ASPHODELUS

Die Finnen von ASPHODELUS laden mit „Sculpting From Time“ zum einsamen Schwelgen ein. Ihnen gelingt damit ein perfekter Soundtrack für den sich ankündigenden Herbst. Songs wie „Life Painted Vermillion“ oder „Waterside“ werden dank ihrer Agonie zu treuen Begleitern für lange, graue Tage der Trübsal. Doch ASPHODELUS können mehr als das. Auch vor fast schon energiegeladenen Songs wie „Fallen Dreamer“ schrecken sie nicht zurück. Damit retten sie „Sculpting From Time“ gekonnt vor einer Monotonie, die im Death Doom leider gerne einmal einsetzt. Statt lakonisch vor sich hin stampfend präsentieren sich ASPHODELUS angenehm vielseitig und erinnern dabei immer wieder an die alten PARADISE LOST, ohne sie direkt zu kopieren. Vielmehr klingen ASPHODELUS trotz des Retro-Charmes angenehm modern. Damit schaffen sie einen gekonnten Spagat, um sowohl Genreveteranen als auch Neulingen eine schwarz gezimmerte Brücke zu bauen. Damit wird „Sculpting From Time“ zu einem frühen Herbst-Highlight, das sich Fans vorgenannter Bands, aber auch Doom-Metal-Enthusiasten nicht entgehen lassen sollten.

 

 

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22.08.2023

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2 Kommentare zu Asphodelus - Sculpting From Time

  1. Watu sagt:

    Weiß durchaus zu gefallen, erinnert mich am ehesten an frühere Paragon of Beauty (abgesehen von den Clean Vocals), mit einer kräftigeren Produktion. Kommt da ausgehend vom Videosong allerdings nicht ganz ran (PoB sind bzw. waren absolut eizigartig), dennoch sehr nett.

  2. ultra.silvam sagt:

    Die „Stygian Dreams“ war ja schon feinstes Katatonia-Worship, das scheint sich hier wohl nicht geändert zu haben. Bin überrascht das so ein Underground-Juwel hier rezenziert wird. Aber ab und an schaffen es doch ein paar Perlen auf metal.de 🙂