2008 könnte das Jahr von „Krabat“ werden – nicht nur durch die in den Startlöchern stehende Verfilmung des gleichnamigen Romans von Otfried Preußler, sondern auch durch die Gothic Rocker von ASP, die mit „Zaubererbruder – Der Krabat Liederzyklus“ eine für viele vielleicht willkommene Alternative zum Film anbieten.
Das neue Doppel-Album von ASP ist dabei ein Gesamtwerk, das über viele Jahre hinweg entstanden ist und nun das Licht der Welt erblickt. Grundlage bildet zwar die sorbische Volkssage von „Krabat“, es handelt sich bei „Zaubererbruder“ jedoch nicht um eine 1:1 Vertonung des literarischen Werks. Thematisch stets eng mit der Sage verbunden, handelt es sich hier um eine ganz eigene Interpretation von ASP, die – wie im persönlichen Vorwort schön dargestellt – der Originalsage mit viel Respekt begegnen will. Schon die äußerst gelungene visuelle Gestaltung des Albums deutet an, dass ASP dies auch gelungen ist. Atmosphärisch-düstere Zeichnungen sowie ein ansprechende Aufmachung des Booklets mit allen Songtexten laden förmlich dazu ein, gemeinsam mit ASP in die Welt von „Krabat“ einzutauchen. Besonders für all diejenigen, die das Buch bereits kennen, dürften die insgesamt 15 Stücke somit auch einen ganz besonderen Reiz entfalten.
Doch auch musikalisch schaffen es ASP, eine in sich stimmige Symbiose zwischen der Thematik und einer passenden Instrumentierung herzustellen. Langsame und getragene Parts wechseln sich mit lauteren, stellenweisen fast schon wütenden Passagen ab und immer wieder hat man dabei das Gefühl, dass das alles in einer sinnvollen und nachvollziehbaren Verbindung mit der Sage bzw. der persönlichen Interpretation von ASP steht. Die Elektronik tritt auf „Zaubererbruder“ insgesamt betrachtet etwas in den Hintergrund, auch knallharte Gitarrenriffs findet man im Vergleich zu vergangenen ASP-Alben eher weniger vor. Der Stimmung der Sage Tribut zollend, dominiert stattdessen eine abwechslungsreiche Mischung aus Folk, Mittelalter und Gothic Rock, die die düstere Atmosphäre des Geschehens um die Mühle in Schwarzkollm perfekt transportiert und dem gesamten Album dadurch auch einen epischen Charakter verleiht. Immer wieder kommt man in den Genuss dezenter, akustischer Momente und auch die weiblichen Guestvocals von Lisa Pawelke im Rahmen von „Mein Herz erkennt dich immer“ sorgen für eine märchenhafte Stimmung. Natürlich gibt es auf der anderen Seite auch einzelne Songs, die durchaus „Single“- oder „Club“-Potenzial hätten, doch macht es meines Empfindens nach wenig Sinn, einzelne Stücke aus diesem Konzeptalbum herauszureißen – zu dicht taucht der Hörer auf „Zaubererbruder“ in die Welt von „Krabat“ ein, zu eng sind alle Stücke des Albums inhaltlich und musikalisch miteinander verknüpft.
Und so ist „Zaubererbruder“ nicht nur für ASP-Anhänger ein freudiges Ereignis, sondern grundsätzlich für alle Liebhaber dunkler Musik und vor allem auch für alle diejenigen, die Lust und Interesse haben, sich mit der düsteren und faszinierenden Welt von „Krabat“ auseinanderzusetzen. „Zaubererbruder“ ist ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk, das rückblickend auch dem eigenen Anspruch von ASP gerecht wird, und der sorbischen Sage dabei stets mit Respekt begegnet.
Für meine Ohren das bis dahin beste ASP- Album. So großartig das Artwork ausgefallen ist (erinnert mich an die letzte Janus), so großartig ist auch die Musik. ASP schaffen den Spagat, Folk, Metal, Gothik und elektronisch angehauchte Parts unter einen Hut zu bringen und doch zu einer homogenen Mischung zu verschmelzen. Die Gastsänger sind überdies eine Bereicherung, sowohl die Ex- Faun Sängerin als auch Erik von Subway To Sally veredeln dieses gelungene Werk zusätzlich mit ihren Stimmen.
ASP ist wie Samsas Traum eine Band zum hassen oder lieben, nur sind Herr Spreng und seine Mannen in ihren Wesen sicherlich etwas sympathischer… Die obrige Bewertung ist eindeutig von einem Fan, ich bemühe mich mal, objektiver zu schreiben: Als ich die erste Scheibe reinlegte, hat mich kein Song umgehauen, die zweite war dann auch keine Überrraschung mehr. Meine Befürchtung, dass hier wieder ganz normales Handwerk abgelegt wird, hat sich bestätigt. ASP war nie eine überragende Band im Songwriting, und das hört man auch hier jedem Song an. Es ist immer gleich: Spreng schreibt einen (unironischen) Text, liest ihn Matze dann laut vor, und während er ihn vorliest, merkt er, wie sich seine Stimme in der Sprachmelodie hebt und senkt, und schon arbeitet er das als eine Melodie aus. Viele Lieder sind daher einfach nur belanglose Dudelei, wo der Text ihnen die einzige Ligitimation zu geben scheint. Will sagen: 9 Punkte, gibt es für eine Band, die genial ist. 8 Punkte, für geniale Routiniers. 7 Punkte aber für tüchtige Handwerker, und mehr sind ASP nicht. Daher 7 Punkte.
Zugegebenermaßen fand ich die Scheibe beim ersten und zweiten Durchlauf selbst für ASP-Verhältnisse sehr – fast schon zu – ruhig. Dann allerdings wurde ich regelrecht gefangen von der sehr gut inszenierten und dichten Atmosphäre der CD, die perfekt die Geschichte um Krabat wiedergibt, ohne jedoch dabei langweilig zu werden. Einziges Manko bleibt für mich die schwere Trennung einzelner Songs vom Album, ohne dass dabei die Atmosphäre verloren geht. Lediglich "Krabat" kann ich mir als eigenständige Live-Nummer vorstellen. Ansonsten Top!