Asmegin - Arv

Review

Zugegeben, das 2003er Debütalbum „Hin Vordende Sod & Sø“ der Norweger ÁSMEGIN ragte aus der Masse der damaligen Folk-Metal-Veröffentlichungen nicht heraus. Da es in der Folge kein neues Material mehr zu hören gab und sich die Band auch sonst eher rar machte, war es kein Wunder, dass der Name ÁSMEGIN kaum mehr auftauchte. Und nicht wenige Zeitgenossen wähnten die Band bereits im Musiker-Walhalla. So kann man sich täuschen, denn trotz der langen Sendepause seit dem Debüt war die Band nicht untätig, hat an neuen Songs gefeilt und diese zwischen Juni und August 2008 im Studio von Gitarrist Marius Olaussen aufgenommen.

„Arv“ heißt das neue Werk, zu deutsch „Erbe“ oder „Vermächtnis“, und es ist zu hoffen, dass ÁSMEGIN damit erst richtig durchstarten. Denn „Arv“ ist anders und hat einen ganz eigenen Charakter, noch mehr: „Arv“ ist keine bloße Ansammlung von Liedern, sondern wie eine Reise durch verschiedene Landschaften, durch Wälder, vorbei an Weilern und mit teils längeren Aufenthalten in Dörfern. Während der Opener „Fanden Mælkebøtte“ durch den wunderschönen weiblichen Gesang melancholisch wie ein Abschied ist, gleicht das folgende „Hiertebrand“ durch seinen harten Rhythmus dem Beginn einer langen Wanderschaft. Was dann passiert und an Eindrücken auf den Hörer niederprasselt, ist auf keinen gemeinsamen Nenner zu bringen. Der Titeltrack klingt mit seinen schrammelnden Gitarren dramatisch, während „Gengangeren“ durch sanfte Klavierklänge eingeleitet wird, dann über einem harten Rhythmus ein fast schon progressives Gitarrenriff losgelassen wird. In solchen Momenten erinnert „Arv“ immer wieder dezent an die erste Scheibe von EINHERJER, auch wenn der Sänger abgrundtief grunzt.

Und die Instrumentierung der einzelnen Songs ist sehr eigentümlich: Da werden neben den herkömmlichen Instrumenten Mandolinen, ein Akkordeon, ein Mellotron und ein Mini-Moog aufgeboten. Und immer wieder gibt es überraschende Wendungen: „Prunkende, Stolt I Jokumsol“ hat durch seinen sanften Rhythmus und den schönen weiblichen Gesang fast schon loungiges Flair. Der Rausschmeißer „En Myrmylne“ wiederum klingt durch die Verbindung der Gitarren und Geigen gleichermaßen verstörend wie betörend. Nach gut 42 Minuten ist die Reise vorbei, und ja: es war eine Reise durch unbekannte, schöne wie erschreckende und immer überraschende Regionen. Eine Fahrt, die nicht mit spektakulären Aussichten und Sensationen prahlt, sondern vielmehr einen intimen Einblick auf Unentdecktes gewährt.

Haben mich die Songs schon eingenommen, so hat mich der Sound von „Arv“ regelrecht begeistert. Das im modernen Metal allzu typische Geböller hat nämlich keinen Eingang auf die Scheibe gefunden. Vielmehr ist es Marius Olaussen gelungen, „Arv“ einen vielschichtigen, gleichfalls druckvollen wie lebendigen Klang zu bescheren, der allen Instrumenten seinen Platz zuweist, aber keines gegen ein anderes ausspielt. In summe ist „Arv“ also eine faustdicke Überraschung geworden, das zwar nicht in der Pipeline für das Album des Jahres steht, in dieser Form und von dieser Band aber nicht erwartet werden konnte.

21.11.2008

- Dreaming in Red -

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2 Kommentare zu Asmegin - Arv

  1. baron samedi sagt:

    Asmegin haben etwas ganz neues geschaffen: Pagan-Metal-Schlaflieder! Noch nie sind mir beim hören von Pagan die Augen zugefallen. Langweilige, akzentlose Songs mit unmengen Gedudel!

    2/10
  2. wabi87 sagt:

    Gefällt mir sehr. Extrem Tiefgängiges Album.
    Das Review beschriebt die CD sehr gut

    8/10