ASIA - Gravitas

Review

ASIA auf ihren Status als (ehemalige) Supergroup und ihren Mega-Hit “Heat Of The Moment” zu reduzieren, würde der Band und ihrem musikalischen Schaffen nicht ganz gerecht werden. Letztlich ist es aber doch die genannte Nummer, an die sich jeder erinnert, wenn man ihn auf die Briten anspricht. Daran wird auch das neue Album “Gravitas” nicht viel ändern. Der Fluch des Welthits eben.

Auf der anderen Seite haben ASIA nichts an ihren Stil verändert und segeln noch immer in den seichteren Gewässern des Rock. Keyboard und Gitarre stehen sich ebenbürtig gegenüber und bilden das Fundament für die warme Stimme von Basser John Wetton. Mit dieser Mischung finden sich die Briten schon seit jeher in den Charts wieder. Warum sollte man das (erfolgreiche) Konzept also ändern? Im Prinzip spricht nichts dagegen, dass man seine Erfolgsformel immer wieder verwendet und versucht ähnliche Erfolge einzufahren. Natürlich hat auch “Gravitas” seine Momente, nur sind die eher negativer Natur. Wie ein geschätzter Kollege in seiner Rezension zu “Gravitas” anmerkte, lebt John Wetton sein Faible für – nennen wir es vorsichtig ‘ausufernde’ – Songstrukturen auf dem aktuellen Album noch mehr als in der Vergangenheit aus. Konkret heißt das, es gibt Refrains, die in einer Endlosschleife vorgetragen werden und dabei die Grenze zur körperlichen Beeinträchtigung des Hörers weit überschreiten. Als Beispiele seien an dieser Stelle “The Closer I Get” (das zudem in den Strophen dilettantisch bei PHIL COLLINS’ “Another Day In Paradise” klaut), “Nyctophobia” (ganz gruselig) und das abschließende “Till We Meet Again” genannt. Die erste Single “Valkyrie” tendiert in die gleiche Ecke, hat musikalisch aber wesentlich mehr Substanz als das Gros des Restmaterials. ASIA haben schon immer zuckersüße Melodien und radiokompatibles Songwriting als Credo gehabt, aber mit “Gravitas” überschreitet die Band sogar für ihre Verhältnisse eine Barriere und verliert sich allzu oft in unspektakulärem Kitsch. Das ist alles zu wenig und wer ASIA kennt, wird das Gefühl nicht los, dass die Band auf “Gravitas” trotz der vorhandenen Fähigkeiten der Musiker mit angezogener Handbremse agiert.

Ob “Gravitas” nur als Ausrutscher zu werten ist, kann ich nicht beantworten. Das wird die Zukunft zeigen. Ich habe eher das Gefühl, dass bei John Wetton langsam die kompositorische Luft zur Neige geht. Fakt ist jedenfalls, dass im AOR-Bereich auch in diesem Jahr schon wesentlich bessere Alben veröffentlicht wurden. Vom progressiven Bereich (zudem ASIA zumindest früher auch zu zählen waren) will ich gar nicht erst anfangen. Fans geben der Platte natürlich eine Chance, der Rest der Rockwelt goutiert besser andere Musik.

18.04.2014
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