Auch wenn es einem Bandname und Albumcover förmlich ins Gesicht schreien: Wer Flöten, Geigen und sonstiges mit dem Genre Pagan Metal assoziiertes Brimborium erwartet, liegt hier falsch. Zwar haben sich die Göttinger ASENBLUT ohne Zweifel heidnischer Thematik verschrieben, beschreiten musikalisch aber ganz klar härtere Pfade. Sofort muss ich hier an RIGER denken, denn die Brandenburger haben sich im Laufe der Jahre vom keyboardschwangeren, melodiösem Black Metal verabschiedet und frönen inzwischen geradlinigem, aber dennoch atmospärischem Death Metal.
ASENBLUT gehen einen etwas anderen Weg: Zwar bildet Black Metal, wie bei so vielen Bands dieser Ausrichtung, die Hauptzutat im musikalischen Eintopf, aber gewürzt mit einer ordentlichen Portion Thrash Metal, einer Prise Death Metal und feinen Nuancen des klassischen Heavy Metal kann man ein durchaus schmackhaftes Mahl kredenzen. Für Abwechslung ist also gesorgt, das zeigt sich schon beim Opener „Was Angst Ist“ deutlich. Geschickt verbindet man hier klassischen, melodiösen Pagan Metal mit rasendem Black Metal und Death Metal der Marke AMON AMARTH, auch das Solo kann überzeugen. Die Gewichtung der Anteile variiert von Song zu Song ohne das Gesamtbild zu stören. „Die letzte Schlacht der Fünften“ startet ziemlich thrashig, um kurze Zeit später in Hochgeschwindigkeitsmanier alles niederzuwalzen, „Nachtwache“ glänzt mit Groove und treibenden Riffs. Auch die Produktion kann sich hören lassen, glasklar und mit genügend Druck versehen ist ein deutlicher Qualitätszuwachs zum Erstling zu verzeichnen. Eher durchwachsen ist allerdings der Gesang. Die Growls klingen nicht annähernd so kraftvoll, wie es nötig wäre, dafür macht das schwarzmetallische Keifen einfach Spaß.
Der größte Minuspunkt dieser Scheibe aus meiner Sicht ist jedoch, dass man sich mit jeder Menge fremden Federn schmückt. Um es anders auszudrücken: Die Göttinger bedienen sich mehrere Male so offensichtlich an fremden Liedgut, dass es selbst Karl-Theodor zu Guttenberg die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Das Eingangsriff in „Nibelungenmär“ erinnert ganz undezent an „The Pursuit Of Vikings“, „Die letzte Schlacht der Fünften“ an den Klassiker „Fate Of Norns“ von AMON AMARTH. Auch die norwegischen Urgesteine IMMORTAL sind nicht sicher, denn man hat das geniale Riff aus „Tyrants“ ebenfalls verwurstet.
Hat eine Band, die mit „Lebenswandel“ nicht nur in musikalischer, sondern auch in lyrischer Hinsicht die meisten Mitbewerber hinter sich lassen kann, so etwas wirklich nötig? Jener Track verdient einen dicken Pluspunkt und lässt ahnen, wozu ASENBLUT fähig sind und was man in Zukunft von ihnen erwarten kann. Eine deutliche Steigerung zum Debüt kann man den Jungs auf jeden Fall attestieren, auch wenn der große Hit noch fehlt. Liebhaber deutschsprachigen Pagan Metals dürfen auf die Wertung locker ein bis zwei Zähler draufschlagen.
„Nibelungenmär“ ist ja echt dreist geklaut 😀