Asenblut - Berserker

Review

Der ASENBLUT-Auftritt auf dem Rockharz Open Air 2016 war schon ein Methorn voll bittersüßer Peinlichkeit, und diese Tradition setzen die Göttinger Melo Deather auch auf ihrem dritten Album „Berserker“ fort. Darauf treffen Riffs, für die Olavi Mikkonen im AMON AMARTH-Proberaum ausgelacht würde, auf deutschsprachige Heroen- und Kampfeslyrik sowie cheesy Eingängigkeit, damit auch die VARG-Fans abgegriffen werden, die von den Modern-Metal-Ausflügen auf deren neueren Alben enttäuscht sind.

Auf „Berserker“ treffen mittelmäßige Musik und peinliche Texte aufeinander

Wo AMON AMARTH aber nicht nur bessere Songs schreiben, sondern wissen, wie Dynamik geht, und wo VARG Anfang des Jahres auf „Das Ende aller Lügen“ wussten, nach paarunddreißig Minuten reicht’s auch, da geben sich ASENBLUT gar keine Blöße und blähen „Berserker“ auf eine knappe Stunde Spielzeit. Für ein Album dieses Formats ist das viel zu lang – wobei, vielleicht wäre das alles auch halb so schlimm, wenn die irgendwo okaye, durchschnittliche Musik nicht ständig von textlichen und gesanglichen Peinlichkeiten („Was kannst du schon tuuuuuhuuun?“) durchzogen wäre. Da wird mal den Fantasy-Zwergen gehuldigt (eher Heitz als Tolkien, für J.R.R. hats nicht gereicht), dann beklagt sich Frontpumper Tetzel in „Offenbarung 23“ über Illuminaten, Rosenkreuzer und andere Verschwörer, in „Berserkerzorn“ und „Berserkers Ruhmeserinnerungen“ läuft das nASENBLUT und auch der arme Mr. Lovecraft („Schatten über Arkham“) ist nicht vor der Band sicher.

Rein mathematisch betrachtet liefern ASENBLUT Rohstoffverschwendung ab

Gehen wir einfach mal mathematisch vor: eine knappe Stunde AMON AMARTH-Riffs in schlechter + VARG-, MINAS MORGUL- und WOLFCHANT-Anleihen (und was sich noch so im unguten deutschen Pagan Metal herumtreibt) + ganz witziger Texte, die aber gar nicht witzig sein wollen … ergibt was? Richtig: eine knappe Stunde Rohstoffverschwendung. Für die musikalischen Bemühungen hätte es vielleicht noch vier oder fünf Punkte gegeben, denn wie gesagt: Mittelmäßig ist das, rein instrumental betrachtet, eigentlich schon. Einen Punkt Abzug gibt es aber für die Texte und für den furchtbaren Plastiksound, den uns ASENBLUT wohl als „wuchtig“ verkaufen wollen.

16.09.2016
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