Ascian - Sing To Me, Sweet Void

Review

In unserer Listening Session verrieten wir Euch ja vor einiger Zeit unseren ersten Eindruck zum neuen Album von ASCIAN, und wiesen insbesondere auf seine Experimentierfreude hin. Nun konnte „Sing To Me, Sweet Void“ etwas sacken, diverse Runden auf dem (virtuellen) heimischen Plattenteller drehen. Haben die Musiker aus Braunschweig und Würzburg am Ende eine zu sperrige Mischung aus Death Doom und Post-Metal abgeliefert, oder gehen die Songs sogar doch leichter ins Ohr als gedacht?

Ascian – Gewinnen an Intensität

Konnte „Follow The Serpent“ schon beim ersten Hören überzeugen, so gewinnt der Opener praktisch mit jedem weiteren Durchlauf an Intensität. Egal ob es das ruhige, gefühlvolle Intro ist, der düstere Funeral Doom der ersten Songhälfte oder die pure Verzweiflung im fulminanten Schlussteil, dieser Song sollte eigentlich jeden, der etwas mit Death Doom anfangen kann, an irgend einer Stelle mitnehmen.

Wirklich überraschen kann die Entwicklung von „The Odium Palace“. Wirkte das Saxophon von Dima Dudko (WHITE WARD) bei der Premiere noch leicht irritierend, ändert sich das schon beim zweiten Hören komplett und der Song wandelt sich zu einer spannenden Einheit. Das Saxophon tut genau das, was es soll, nämlich einen Kontrapunkt zum rifflastigen Grundgerüst bilden, wie uns Gitarrist T. im Interview (demnächst) verraten hat und befördert die Nummer damit zu einer der stärksten der gesamten Platte.

Auch die diversen ruhigen Einschübe auf dem Album, teilweise mit eher ungewöhnlichem Drumming unterlegt, stellen letztlich keinesfalls Fremdkörper dar, sondern lockern die Songs einerseits auf, verdeutlichen andererseits aber auch, wie gut die teilweise sehr unterschiedlichen Einflüsse der Mitglieder ein interessantes, neues Ganzes bilden. ASCIAN klingen wie sie selbst und eben nicht wie die X-te MY DYING BRIDE-Kopie und biedern sich auch zu keiner Zeit bei anderen deutschen Doom-Szene-Bands wie DÉCEMBRE NOIR, PRAISE THE PLAGUE oder URZA an.

Der ein oder andere wird vielleicht den Gesang von Frontmann S. kritisieren, der zwar extrem variantenreich agiert, mindestens aber in Sachen Klargesang auch mal kauzig bis gewöhnungsbedürftig tönt. Mag sein, vielleicht gibt es technisch besseres in diesem Bereich, aber die Intensität kann den Vocals zu keinem Moment abgesprochen werden, auch im Zusammenspiel mit den Black-Metal-Screams von Gitarrist P. ergibt sich hier immer wieder eine fesselnde Dynamik.

Die Veränderungen sind laut Band im Vergleich zum Vorgänger eher im Detail zu suchen, beispielsweise die stärkere Verwendung von Synthesizern oder einfach mehr Zeit für das Songwriting. Während erstere merklich vorhanden sind, aber genau so sparsam dosiert eingesetzt werden, dass sie die aktuelle Stimmung der Songs auf den Punkt unterstützen, dürfte wohl der Fokus auf das Songwriting das große Plus von „Sing To Me, Sweet Void“ ausmachen. Füllmaterial sucht man vergebens und irgendwie ergibt sich trotz der langen Spielzeit ein großartiger Fluss, dessen Strömung bis zum letzten Ton von „Deathwish“ anhält.

Nischiges Genre-Juwel – „Sing To Me, Sweet Void“

Nein, „Sing To Me, Sweet Void“ ist alles andere als sperrig, stellt sich sogar bereits nach wenigen Hördurchgängen trotz seiner Komplexität als erstaunlich bekömmlich heraus. Vielleicht wird eine Mischung aus Doom und Post-Metal mit vielen schwarzmetallischen Verweisen nicht das ganz große Publikum ansprechen, das wollen ASCIAN aber mit Sicherheit auch nicht.

Vielmehr gelingt es der Band, ein nischiges Genre-Juwel zu erschaffen, dass sich erfreulich von vielen anderen Formationen aus diesem Bereich absetzen kann und auch nicht einfach nur „more of the same“ bietet. Oder anders: Ein mutiges, vielseitiges Album, das es schafft, in einem eng umrissenen Genre spannende, neue Akzente zu setzen.

20.09.2024

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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