Ascended Dead - Evenfall Of The Apocalypse

Review

Fand noch jemand von euch, dass Death-Metal-Releases der jüngeren Vergangenheit häufig zu gezähmt waren? Vermisst ihr vielleicht hin und wieder den süßlichen Duft von Verwesung und Grabesstaub, obwohl Songtitel und Artworks dies eigentlich suggerierten? Ist euch aufgefallen, dass der Musik manchmal echte, kaputte Morbidität (statt domestizierter Tabufantasien irgendwelcher Reihenhäuslebauer) fehlt? Dann haben die Portlander ASCENDED DEAD mit ihrem zweiten Album – das Debüt “Abhorrent Manifestation” erschien bereits vor sechs Jahren – genau das richtige Rezept für euch. Das in der Zwischenzeit keinesfalls untätige und von Dark Descend zu 20 Buck Spin gewechselte Quartett, bei denen mit Charlie Koryn auch der aktuelle MORBID-ANGEL-Live-Drummer, der zu den besten Genre-Drummern der Gegenwart zählt, die Kessel verdrischt, bietet einen originellen Querschnitt durch die US-Death-Geschichte und sämtliche Facetten, die diesen Stil einst wertvoll und beliebt machten.

ASCENDED DEAD liefern nach …

Vom Vorgänger bewahren sich ASCENDED DEAD ihr schmutziges, abgründig-düsteres Klangbild, das in der Lage ist, beim Hören jenseitige und außerweltliche Projektionen zu erzeugen. Unser ehemaliger Kollege Popp bemängelte an “Abhorrent Manifestation” allerdings Eintönigkeit und mangelnde Auflockerung. Gewiss sind das begeisterungshemmende Faktoren; ASCENDED DEAD konnten durch intensive Arbeit aber die gröbsten Kritikpunkte tilgen. Zwar ist das Material von “Evenfall Of The Apocalypse” durchgehend als Prügelorgie inszeniert, dennoch bietet die Platte eine überzeugende Dynamik. Das fängt allein bei den melodischen Gitarrensoli im Stile Chuck Schuldiners an und zeigt sich immer wieder in abgefahren chaotischen Strukturen, in unkonventionellen Taktmustern oder insgesamt abwechslungsreichen Songs.

Tatsächlich folgt “Evenfall Of The Apocalypse” – gewollt oder ungewollt – einem sehr gut erkennbaren roten Faden. Mit Songs wie “Abhorrent Manifestation” oder “Nexus Of The Black Flame” beginnen ASCENDED DEAD ihr Album zunächst chaotisch und schwer greifbar. Nach und nach entfalten sich aber leichter zu fassende Elemente wie beispielsweise das recht geradlinige Riffing in “Inverted Ascension”. Death Metal für Easy-Listening-Bedürfnisse machen ASCENDED DEAD zwar weiterhin nicht, doch insgesamt wird das Album zugänglicher und das liegt ausdrücklich nicht an einem Gewöhnungseffekt. Besonders aufgewertet wird die Scheibe durch das spannende Instrumental “Passage To Eternity”, welches Death Metal, Horror Soundtrack, klassische Musik und Flamenco zu gleichen Teilen (!) verarbeitet und dem Genre verblüffend neue Impulse verleiht. Ähnliche Ideen hatten zwar bereits einige Bands, doch die Umsetzung ist an dieser Stelle schlichtweg herausragend.

… und überzeugen auf ganzer Linie

Wenngleich das Jahr noch nicht mal zur Hälfte verstrichen ist, kann dennoch wagemutig prophezeit werden, dass ASCENDED DEAD zumindest im undergroundigen Teil des Death Metals – aber sind wir mal ehrlich, der Mainstream liefert da auch selten Spannendes – ein mögliches Highlight aus dem schwarzen Abgrund gezaubert haben. Roh, giftig und durch und durch verstörend – so haben wir “Covenant”, “Mortal Throne Of Nazarene” oder auch “The Sleep Of Morbid Dreams” von diversen anderen Ami-Deathern lieben gelernt. Und dieses Gütesiegel können sich auch ASCENDED DEAD auf die Fahnen schreiben.

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05.05.2023

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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7 Kommentare zu Ascended Dead - Evenfall Of The Apocalypse

  1. destrukt. sagt:

    Vocals sind erst mal gewöhnungsbedürftig. Kennt man so zwar auch von REPLICANT, die ziehen das aber nicht über alle Songs komplett durch. Wenns dann aber Klick gemacht hat, stellt man fest, wie perfekt die Vocals dazu passen und sich ins Gesamtkonstrukt einfügen. Das Album verbindet das messerscharfe Riffing und die Geschwindigkeit des südamerikanischen DMs mit dem sophisticated Songwriting und der atmosphärischen Dichte von Immolation oder Morbid Angel. Neben dem Oktopus hinter den Kessel und den uniquen Vocals, sticht auch die Gitarrenarbeit mit der Vielzahl an zauberhaft eingestreuten Soli, die mich vom glasklaren Gitarrensound vor allem an Ralph Santollas Arbeit auf der „Stench of Redemption“ erinnern, hervor. In summa ein absolutes Biest von einem Album und ein weiterer Kille aus dem Hause 20 Buck Spin.

    8/10
  2. ClutchNixon sagt:

    Repulsion barebacken Morid Angel zur ‚Formulas‘ Ära. Absolut nicht mein Ding, aber schön, daß es dir gefällt 😂

  3. destrukt. sagt:

    Hab schon geahnt, dass du was dran auszusetzen hast, auch wenn sicherlich einige deine Beschreibung als Reinhörempfehlung sehen würden 😀 Hör dir dann lieber mal die neue Fracturus „Versus the Void“ an… die könnte mehr nach deinem Gusto sein.

  4. ClutchNixon sagt:

    Mach ich doch glatt ☝️

  5. ClutchNixon sagt:

    Die Klampfen sind mir zu djenty und die Vocals zu laut im Mix. Lieber das hier 😉:

    https://youtu.be/I72ah8X-_Gg

  6. destrukt. sagt:

    Bei den Kiwis verspür ich immer instant Angelcorpse Vibes! Hab ich sicherlich seit dem Erscheinungsjahr nicht mehr gehört! Danke fürs in Erinnerung rufen!

  7. ClutchNixon sagt:

    Angelcorpse 😍