Denkt man an Italien und Metal, dann doch zunächst sicherlich an all die zahllosen und nicht immer überzeugenden Power Metal Bands. AS MEMORY DIES aus Vicenza im Nordosten Italiens jedoch klingen auf ihrem Debütalbum “Transmutate“ äußerst schwer nach Göteborg beziehungsweise dem dort Anfang der Neunziger Jahre der Wiege entstiegenen Melodic Death Metal.
Das gut lospreschende “Eyeway To Identity“ macht gleich unmissverständlich klar, dass der 2005 gegründete Fünfer voll und ganz im Fahrwasser von AT THE GATES und alten IN FLAMES schwimmt, ohne aber den unangenehm fauligen Geruch eines Plagiats zu verbreiten. Fabio Carusos’ gelungener Gesang – ein genretypischer high-pitched Scream, hier und da durch passable klare Phrasierungen ergänzt – steht dem eines Tomas Lindberg oder Anders Fridén in nichts nach und auch die anderen Herrschaften machen ihre Sache gut – wenn dem bewanderten Hörer natürlich auch die ein oder anderen zweistimmigen Riffs irgendwie bekannt vorkommen mögen. Funktionierte der überlange Opener mit schönem Spannungsbogen noch sehr gut, ist das den folgenden beiden Nummern nur mit Einschränkung zu attestieren: Sie wirken – obwohl spielerisch einwandfrei – mit über neun beziehungsweise sieben Minuten Spielzeit einfach etwas zu lang und man bekommt den Eindruck, dass sich AS MEMORY DIES noch etwas in ihren eigenen Kompositionen verlieren, ja schlicht keine etwas mehr auf den Punkt gebrachten Lieder schreiben können oder wollen. Nichts gegen ausladende Nummern, aber (über-)lang heißt trotzdem nicht immer zwangsläufig besser als solide und knackige viereinhalb bis sechs Minuten.
Nach dem instrumentalen Zwischenspiel “Distress In A Velvet Room” bildet das zwanzigminütige, in drei Akte unterteilte “The Tragical History OF Doctor Faustus“, dessen Text man dem vor 1591 entstandenen gleichnamigen Werk des englischen Dichters und Dramatikers Christopher Marlowe entlehnt hat, Abschluss und – neben dem Opener – Höhepunkt des Albums zugleich: Beginnen die ersten beiden Akte zunächst energisch und wütend, finden sich zunehmend auch ruhige, immer ausgedehntere melancholische Passagen. Das wirkt – als musikalischer Spiegel der Lyrics – wie eine unaufhaltsame Abwärtsspirale, bevor der kurze dritte Akt einen mächtigen finalen Ausbruch bietet.
Getreu seines Titels verändert “Transmutate“ ständig seine Erscheinung, kommt mal harmonisch, mal nachdenklich, oft schön aggressiv daher. Wenn sich hier aufgrund der im Schnitt rund siebenminütigen, gerade in der Albummitte noch etwas unstrukturierten Lieder auch kein klarer Hit vom Kaliber “Artifacts Of The Black Rain” findet, so ist das AS MEMORY DIES-Debüt doch jedem Genrefan ans Herz zu legen, zumal das Fehlen eines augenscheinlichen Hits ja unter Umständen auch für die hohe Halbwertszeit eines Albums spricht.
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