As I Lay Dying - Frail Words Collapse

Review

Frühjahr 2001: Die Energiekrise in Kalifornien beglückt reihum ganze Stadtteile mit Stromausfällen von der Dauer einer Baseball-Liveübertragung. Die Ursache liegt laut Beobachtern in einer verfehlten Energiepolitik – einhergehend mit einem dramatisch gestiegenen Stromverbrauch. – Zur selben Zeit in einem mickrigen Probenraum im selben Staate: AS I LAY DYING kurbeln nach kurzer Findungsphase enthusiastisch ihre Amps auf Ultimo, schwenken dem Drummer die Startflagge vor den adrenalinschwangeren Muskeln – und binnen weniger Monate ist das Etappenziel Studio in Rekordzeit erreicht. Dass die fünf Sunnyboys mit den Tocotronic-Haartrachten zu den treuesten Kunden des örtlichen AKWs gehören, vermutet man bereits nach den ersten Einschlägen des Openers „94 Hours“. Doch auch wenn das klotzgigantisch produzierte Debüt (nach dem 2001er-Demo und einer Split CD) so manches Ohr betäuben dürfte – der Verstand des Hörers kann sich dieser gutgemeinten Anästhesie leider auch nicht ganz entziehen. Denn bei aller zeitweiligen Begeisterung für die professionelle Umsetzung – der Inhalt des MeloDeath-Rundumsorglos-Pakets wirkt zum einen recht dynamikberaubt und von stetem Vortrieb, andererseits ist es eben in der Tat nur eine Referenz an Göteborger Altmeister, deren Schalldruck nach einem halben Jahrzehnt nun endlich auch die Rocky Mountains passiert zu haben scheint. Ewig grüßt der altbekannte Würgeschrei am Mikro (und hin und wieder ein erbärmlich greinendes Cleanvocal-Unglück), die fidelen Gitarrenlicks als führende Melodiebestreiter, die zwischen Thrash-, Blast- und Stampf-Beats schillernden Drums. IN FLAMES, ick hör dir trapsen. Dennoch: Unbestritten sind es Scheiben wie diese, mit denen man vorbeiflanierenden Passanten aus dem Auto heraus das Fürchten zu lehren glaubt; Scheiben, die einem auf dem Radarfallenfoto diese für Bürohengste unerklärliche Ich-mach-dich-tot-Grimasse ins Gesicht zaubern. – Alles in allem also solider Zuwachs im inzwischen berstenden Melodic Death-Spind, der seiner Umgebung möglicherweise die Energie, seinen selbstgewählten Konkurrenten jedoch nur selten das Wasser abzugraben vermag.

16.07.2003
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