Artillery - My Blood

Review

Dass die meisten Reunion-Versuche von Bands, denen schon in vergangenen Jahrzehnten nie der große Durchbruch gelungen ist, kläglich scheitern, brauche ich an dieser stelle wohl kaum erneut aufzurollen. Dass es jedoch auch anders geht, haben die dänischen Thrasher von ARTILLERY 2009 mit ihrem Album “When Death Comes” eindrucksvoll bewiesen. Mit “My Blood” hat das Quintett nun das zweite Werk seit der Wiedervereinigung am Start und – auch wenn das dämliche Cover für einen nicht ganz gelungenen ersten Eindruck sorgt – auch diesmal wird dem geneigten Hörer schon nach den ersten Takten des Albums die Kinnlade herunter klappen.

Prinzipiell hat sich bei den Dänen stilistisch zwar rein gar nichts verändert, “My Blood” hält also wenig Überraschungen bereit, doch trotzdem – und das ist das beeindruckende an der Scheibe – gelingt es ARTILLERY völlig problemlos, frisch, modern und unverbraucht zu klingen. Die Stützer-Brüder lassen eine fette, energiestrotzende Riff-Salve nach der anderen auf den Hörer nieder prasseln, dass einem geradezu die Luft weg bleibt. Dabei zeigen sich die Geschwister abwechslungsreicher den je, mal preschen die Gitarren straight, thrashig und brachial nach vorn, mal walzen sie sich fett groovend im Midtempo durch die Gehörgänge, hin und wieder bahnen sich sogar feine, akustische Einlagen ihren Weg durch die sonst so dichten, drückenden Riff-Wände. Doch auch frickelige Heavy Metal-Soli und unglaubliche eingängige Leads dürfen in der Soundlandschaft von “My Blood” nicht fehlen.
In diese fügen sich auch Søren Nico Adamsens Vocals perfekt ein, der mindestens genauso variabel und energisch agiert wie seine Gitarreros und sich je nach Song die Seele aus dem Leibe singt, brüllt oder schreit. Besonders wenn Adamsen ein paar härtere Töne anschlägt, vermag er es ganz wunderbar, Kontraste zu setzen und die Kompositionen noch ein Stück abwechslungsreicher zu gestalten – und wir reden hier wirklich nur von Nuancen, denn nach oben hin bleibt in Sachen Abwechslungsreichtum wirklich kaum noch Raum. Um eine weitere solche Nuance schrauben ARTILLERY diesen Pegel übrigens noch durch eine dezente orientalische Note hoch, die sich wie ein roter Faden durch das Album zieht, jedoch nie zu sehr in den Fokus rückt, beginnend beim Intro von “Mi Sangre (The Blood Song)”, fortgeführt und abgerundet in einigen akustischen Zwischenparts und vereinzelten Riffs, gut verteilt in fast allen Titeln des Albums.

Insgesamt bleibt zu sagen, dass ich bedenkenlos zum Kauf des Albums raten kann. Einzig kritisch anzumerken ist, dass ARTILLERY ihr Pulver besonders zu Beginn des Albums mit gleich mehreren Killer-Songs hintereinander (“Mi Sangre”, “Monster”, “Dark Days”, “Death Is An Illusion”) zum größeren Teil verschießen und die zweite Hälfte von “My Blood” an dieser unglaublich hoch gelegten Messlatte etwas scheitert, einzig “End Of Eternity” kann in Sachen Hit-Potenzial problemlos mit den genannten Titeln mithalten. Zwar schleicht sich kein wirklich schlechter Titel ein, doch zumindest hier und da ein wenig Füllmaterial.

17.03.2011
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