Árstíðir Lífsins - Vápna Lækjar Eldr

Review

Keine zwei Jahre liegt die Veröffentlichung des grandiosen und einzigartigen Debüts der deutsch-isländischen Formation ÁRSTÍÐIR LÍFSINS um KERBENOK-Macher Stefán “Jötunheima Dolgferð” zurück und schon steht das Release des zweiten Werkes “Vápna lækjar eldr”, erneut via Ván Records, bevor. Und auch wenn es mir ein Rätsel ist, wie ÁRSTÍÐIR LÍFSINS die Schaffung der neun Titel von deutlich mehr als einer Stunde Spielzeit in dieser Zeit gelungen ist, so kann ich schon vorweg nehmen, dass es sich bei “Vápna lækjar eldr” wieder um ein wirklich beeindruckendes Werk handelt, an dem Fans von Folk Black Metal in diesem Jahr nicht vorbei kommen werden.

Inhaltlich führt uns “Vápna lækjar eldr” erneut nach Island, ins 10. Jahrhundert. Erzählt wird die Geschichte des Lebens einer einfachen Farmerfamilie dieser Zeit, von der schon “Jötunheima Dolgferð” berichtete, und einer Blutfehde zwischen ihr und einer anderen Familie, die am Ende des Albums eskaliert. Verfasst sind die Texte erneut auf Isländisch, doch das im aufwendig gestalteten Artbook enthaltene 44-seitige Booklet enthält neben die Geschichte darstellenden Zeichnungen von Sänger Marsél (HELRUNAR) auch die englischen Übersetzungen der Lyrics. Allein schon diese liebevolle und umfangreiche Aufmachung macht “Vápna lækjar eldr” zu einem echten Must-Have und Sammlerstück.

Doch völlig unabhängig von der sehr ansprechenden Verpackung ist es natürlich die Musik ÁRSTÍÐIR LÍFSINS‘, die “Vápna lækjar eldr” so besonders macht. Mastermind Stefán ist es, genau wie schon beim Debüt, fantastisch gelungen, die Geschichte in ein musikalisches Gewand zu hüllen und nicht nur eine wahrlich perfekte Balance zwischen kaltem, aggressivem Black Metal und einnehmenden, zarten, emotionalen Folk-Klängen zu finden, sondern diese Elemente auch zu packenden, stimmungsvollen und atmosphärischen Kompositionen zu verweben. Kalte, schneidende, machtvolle Riffs brechen wie Naturgewalten über den Hörer herein und umstürmen die harschen, ausdrucksstarken Vocals, die mal hypnotisch erzählend, mal verzweifelt und depressiv klingen. Doch auch Raum für charakterstarken cleanen Gesang, der Erinnerungen an LÖNNDOM weckt, bleibt. Und zwar immer dann, wenn die Folk-Elemente in den Vordergrund treten, sich sanfte Geigenmelodien, Flöten, Klavier-Einsprengsel und sogar Harfen ihren Weg durch den zerstörerischen Sturm bahnen, den Hörer umschmeicheln und ihn in Sicherheit wiegen. Auch zur Kreation der umfangenden und fesselnden Stimmung tragen zudem die kurzen Interludien bei, in denen kurz ein Erzähler nach vorn tritt und von der Geschichte berichtet, dem Hörer so eine kurze Verschnaufpause einräumt und die Spannung zugleich weiter steigert.

Raum für Kritik bietet “Vápna lækjar eldr” trotz der bisher überschwänglichen Rezension aber dennoch, wenn auch nur in einem Punkt. Fesselte “Jötunheima Dolgferð” noch über die ganze Albumlänge und gab dem Hörer keine Gelegenheit, sich seinem Bann auch nur kurz zu entziehen, so packt “Vápna lækjar eldr” ihn zwar, hängt aber, insbesondere gen Ende des Albums, an wenigen kurzen Stellen etwas durch. Das schmälert den Hörgenuss nur minimal, sorgt jedoch für einen Punkt weniger im Vergleich zum Debüt. Ins Regal eines jeden Genre-Fans gehört dieses Werk aber trotzdem, und das ohne Wenn und Aber!

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16.07.2012

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