Árstíðir Lífsins - Saga á tveim tungum II: Eigi fjǫll né firðir

Review

Soundcheck Mai 2020# 10

Ein Jahr nach „Saga á tveim tungum I: Vápn ok viðr“ folgt nun mit „Saga á tveim tungum II: Eigi fjǫll né firðir“ der zweite Teil der Saga „Saga á tveim tungum“ – zu Deutsch „Geschichte zweier Sprachen“ von ÁRSTÍÐIR LÍFSINS. In dieser erzählt die deutsch-isländische Band die Geschichte und Ereignisse rund um die spätere Regentschaft des norwegischen Königs und Heiligen Óláfr Haraldsson (995-1030). Das inzwischen fünfte Album konzentriert sich inhaltlich auf das Leben zweier fiktiver Geschwister und ihren individuellen Erfahrungen in den turbulenten Zeiten im Norwegen des frühen 11. Jahrhunderts. Dabei bedienen sich ÁRSTÍÐIR LÍFSINS zahlreicher Hinweise auf historische Schlachten und weitere geschichtliche Ereignisse aus altnordischen Quellen, inspiriert von den Skalden und der Edda, und setzen diese in Beziehung zur sonst erdachten Geschichte. Wieder einmal sehr komplex und auf allen Ebenen die altnordische Geschichte atmend.

„Saga á tveim tungum II: Eigi fjǫll né firðir“ – die Saga von ÁRSTÍÐIR LÍFSINS geht weiter

„Saga á tveim tungum II: Eigi fjǫll né firðir“ setzt inhaltlich und musikalisch das fort, was mit „Saga á tveim tungum I: Vápn ok viðr“ begann. Das fängt bei den altisländischen Texten an, geht weiter über die Aufnahmen, die in Deutschland und Schweden stattfanden, den erneuten Mix und Mastering unter Markus Stock (EMPYRIUM, THE VISION BLEAK, SUN OF THE SLEEPLESS) im Klangschmiede Studio E, und optisch mit dem Cover-Artwork, das wieder von Christopher Duis (KERBENOCK, Ex-DÄMMERFARBEN) stammt. Musikalisch wird die Reise ebenfalls stimmig mit dem von ÁRSTÍÐIR LÍFSINS bekannten Pagan / Folk Black Metal, gepaart mit passenden Soundscapes, fortgesetzt. Das erste Stück „Ek býð þik velkominn“ beginnt zunächst stimmig mit Akustikgitarre, dem plätschern eines Bachs und männlicher Erzählstimme. Atmosphäre baut sich auf, zunächst friedlich, diese schlägt aber mit Windgeräuschen um, die Erzählstimme ändert in eine düsterere Klangfarbe – ein Sturm wird kommen! „Sem járnklær nætr dragask nærri“ – stereotypisch roher, grimmig harscher, schnell peitschender Black Metal, schneidende Melodien, einnehmend, dichte Atmosphäre, in der Mitte dunkler Männerchor, der übrigens noch einmal in „Er hin gullna stjarna skýjar slóðar rennr rauð“ auftaucht. Zwar ist das folgende schwarzmetallische „Gamalt ríki faðmar þá grænu ok svǫrtu hringi lífs ok aldrslita“ auch recht aufbrausend, aber vielschichtiger, detailreicher, die Gitarren melodischer, weniger grimmig, mehr Aura. Dazwischen immer wieder archaische Chöre, Ambient-, Akustik- und Klassik-Passagen, filmische Erzählerteile mit viel dramaturgischen Geschick. Den absoluten Höhepunkt auf „Saga á tveim tungum II: Eigi fjǫll né firðir“ haben sich ÁRSTÍÐIR LÍFSINS aber bis zum großen Finale aufgehoben: Das epische, dynamische, siebzehnminütige „Ek sá halr at Hóars veðri hǫsvan serk Hrísgrísnis bar“, das alleine schon in sich die facettenreichen Klangwelten der Truppe bündelt, wie es schon auf dem Vorgänger „Haldi oss frá eldi, eilífr skapa deilir“ tat, und so schließt sich auch dieser Kreis. Von beschwörenden Trommeln und Chören über epischen Black Metal, düsterem Dark Melodic Metal bis hin zu archaisch wirkender Folklore/Pagan vollzieht sich ein dynamischer und spannender Wechsel. Ankerpunkte für den Hörer sind das Wiederaufgreifen der musikalischen Themen von „Ek býð þik velkominn“ und „Bróðir, var þat þín hǫnd“.

Komplexes Werk

ÁRSTÍÐIR LÍFSINS machen es einem nicht leicht, denn „Saga á tveim tungum II: Eigi fjǫll né firðir“ ist ein sehr ambitioniertes, komplexes, schwer verdauliches Werk voll künstlerischen Anspruchs, das aber fast durchgehend spannend und interessant gehalten ist. Hier und da haben sich einige Längen eingeschlichen, insbesondere bei den nichtmetallischen Zwischenstücken. Wenn man aber vollends eintaucht in das Album, begeistert die dramatische atmosphärische Dichte, das spielerische Können und die Detailverliebtheit. Für den passiven Hörgenuss taugt das neue Album von ÁRSTÍÐIR LÍFSINS nicht. Und damit reiht sich „Saga á tveim tungum II: Eigi fjǫll né firðir“ qualitativ neben die Vorgängeralben des deutsch-isländischen Kollektivs ein.

08.05.2020

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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4 Kommentare zu Árstíðir Lífsins - Saga á tveim tungum II: Eigi fjǫll né firðir

  1. nili68 sagt:

    Ich kann auf YT nichts finden, aber ich habe kaum Zweifel, dass das gut wird. Wenn ich’s sehe, wird’s gekauft..

    1. BlindeGardine sagt:

      Vielleicht hast du dich bei den Songtiteln vertippt, dabei rollen die doch immer so leicht von der Zunge. Ich erwarte hier aber auch wieder Gutes.

      1. Seawolf sagt:

        Ja die sind absolut nicht so einfach 🙂

        Bin sehr gespannt.

  2. elLargo sagt:

    Wirklich wirklich beachtenswert wie viel Liebe in diesem Projekt steckt. Mein Interesse für die Geschichte hält sich jedoch in Grenzen. Die Musik ist sehr wertig. Es lässt sich darüber streiten ob die gesprochen Zwischensequenzen das Album unnötig in die Länge ziehen oder zur Atmosphäre beisteuert. Egal, die Black Metal Parts haben mir zugesagt 😎

    8/10