Árstíðir Lífsins - Saga á tveim tungum I: Vápn ok viðr

Review

Offiziell haben ÁRSTÍÐIR LÍFSINS seit dem 2014er „Aldafǫðr ok munka dróttinn“ kein Full-Length-Album mehr auf den Markt gebracht. Ihre 2016er EP „Heljarkviða“ bringt es jedoch auf gute 40 Minuten Laufzeit. Ob nun also drei oder fünf Jahre seit dem letzten Album vergangen sind, ist Interpretationssache. Angesichts der Tatsache, dass das deutsch-isländische Projekt dieses Jahr allerdings nicht ein, sondern sogar zwei Alben veröffentlicht, sind aber weder drei noch fünf Jahre eine lange Zeit. „Saga á tveim tungum“ – zu Deutsch „Geschichte zweier Sprachen“ – lautet der Überbegriff des neuen Werks, dessen erster Teil „Vápn ok viðr“ am 26.04.2019 veröffentlicht wird. Der zweite Teil, „Eigi fjǫll né firðir’“ soll dann gegen Ende des Jahres folgen.

Die vielen Elemente auf „Saga á tveim tungum I: Vápn ok viðr“

Stereotyp schwarz starten ÁRSTÍÐIR LÍFSINS mit „Fornjóts synir ljótir at Haddingja lands lynláðum“ und ballern erst mal ein Weilchen roh vor sich hin. Sehr lange hält dies allerdings nicht an, denn schon bald gesellen sich zu den roughen Vocals einige gesprochene Verse, werden die Gitarren melodischer und kommen die Chöre bestehend aus dem Klargesang aller drei Bandmitglieder zum Einsatz, die wir im Verlauf des Albums noch häufiger hören werden. Den Übergang zum nächsten Stück bilden Regen, Wind und Wasserplätschern, in die eine Akustik-Gitarre und gesprochener Text einstimmen, bevor sich ein melancholisches Riff langsam in den Vordergrund spielt. Getragen vom bald einsetzenden, sonoren Chor, verbreitet „Sundvǫrpuðir ok áraþytr“ eine Atmosphäre der vertonten Verzweiflung, in der man sich gerne suhlt.

ÁRSTÍÐIR LÍFSINS mäandern zwischen den Stimmungen

Die Elemente, die ÁRSTÍÐIR LÍFSINS nutzen, um im weiteren Verlauf des Albums zwischen melancholischer Düsternis und Aggression zu mäandern, sind nach den ersten beiden Stücken weitgehend abgesteckt. Das soll nicht heißen, dass sie sich später nur noch wiederholen, denn sie halten „Saga á tveim tungum I: Vápn ok viðr“ durchgehend interessant, was ihnen vor allem mit immer neuen und dabei immer ansprechenden Melodien gelingt. Besonders „Haldi oss frá eldi, eilífr skapa deilir“, Rausschmeißer und mit fast 15 Minuten Laufzeit längster Song des Albums, vereint die verschiedenen Facetten der Band auf gekonnte Weise und lullt den Hörer erfolgreich in eine Art Trancezustand.

Nichts für nebenher

Luft nach oben lassen nur wenige Stücke. So finden sich in „Stǫng óð gylld fyr gǫngum ræfi“ einige Pausen, die auf Dauer etwas nervig werden, und „Fregit hefk satt“ hätte man sich eigentlich ganz sparen können. Bei den Vocals überzeugen vor allem die Chöre und die gesprochenen Passagen, wogegen die roughen Vocals oft auffällig in der Gollum-Ecke angesiedelt sind. Den Schwarzmetaller an sich dürfte das nicht stören, den auf Bauch- statt Kopfstimme setzenden Deather dagegen schon. Insgesamt liefern ÁRSTÍÐIR LÍFSINS hier aber ein wirklich gutes, wenn auch schwer verdauliches Album ab. Für nebenher ist „Saga á tveim tungum I: Vápn ok viðr“ nicht geeignet, so sehr der teils atmosphärische Charakter auch dazu verleiten mag, es auf diese Weise zu konsumieren.

21.04.2019

headbanging herbivore with a camera

Exit mobile version