In Zeiten, da Metalcore, dann eine neue Welle extremen Deathgrinds die Mäuler der gierigen Riege nicht mehr zu stopfen vermag, sollte das neue Möglichkeiten musikalischer Expressivität auf den Plan rufen. Hier wird nun tatsächlich versucht, den Schritt über den äußersten Rand zu wagen, um noch weiter zu gehen. Und es gelingt. Dem Namen nach zu urteilen – über den Bandnamen lässt sich streiten-, haben wir es mit ARSONISTS GET ALL THE GIRLS mit einer weiteren Posse zu tun, die mit ihrem degenerierten Bandnamen versucht Aufmerksamkeit zu erlangen, deren Fassade etwas Ausgefallenes verspricht und hinter der sich doch nur wieder ein weiterer Aufguss längst belanglos gewordenem Metalcore verbirgt. Das ist bei weitem nicht der Fall, das Äußere trügt.
Vernagelte Puristen dürften sich an „The Game Of Life“ die Zähne ausbeißen, nicht nur weil es sich jeglichen Kategorisierungen entzieht, sondern auch einengende Barrieren wegsprengt. ARSONISTS GET ALL THE GIRLS setzen auf ein explosives Extrem, das auf der einen Seite mit einem ungewöhnlich hohen Grad an Vielseitigkeit aufwartet und auf der anderen Seite eine geradezu einzigartige Gewaltästhetik, sowohl psychisch als auch physisch, bereithält. Straight und brutal, in erster Linie Deathgrind, attackierend und wendig, aber auch progressiv und virtuos, CRYPTOPSY und THE DILLINGER ESCAPE PLAN ebenso zugeneigt wie DREAM THEATER und KING CRIMSON. CONVERGE begleitend, die kargen Phrasen der zu Ende gehenden Metalcore-Ära kolorierend und wärmend und von dort aus den Jazz an den Metal führend, mit stetig wechselnden eigenen Formationen. Neben zügellosen Riffs und schrägen Soli fügt sich ein verspieltes Keyboard, das untermalend eine würzende Akzentuierung zu den schnellen Blastbeats darstellt. Vielgesichtigkeit, ihre Neigung sich von jeglichen Stereotypen des extremen Metals zu befreien, ist ein Trumpf den die noch sehr junge Band auszuspielen weiß. Wie ein Katalysator, oder besser, Vermittler greifen sie Elemente entgegengesetzt fremder Genres auf, polieren und feilen und erschaffen ein Spektrum schreiender Expressivität, das es in dieser Weise noch nicht gegeben hat.
Hinter den reichlich bizarren Songtiteln, manche mögen den Terminus „dümmlich“ verwenden, wie „Save The Castle Screw The Princess“, „Shoeshine For Neptune“ oder „Claiming Middle Age A Decade Early“ verstecken sich unverkrampfte Hörerlebnisse, die so arrangiert einen hohen Seltenheitswert haben. Stellenweise klingt das Century-Media-Debüt noch nicht ganz ausgereift, noch etwas verquert und überfüllt wirken die insgesamt zwölf Kompositionen. Doch die im kalifornischen Santa Cruz beheimateten ARSONISTS GET ALL THE GIRLS sind auf dem richtigen Weg und haben bereits jetzt ihre ganz eigene Nische gefunden. Ein Song wie das geniale „Taiwanese Troft Trouble“ vermag das mustergültig zu unterstreichen. Eine myspace-Entdeckung, die es Wert ist im Auge behalten zu werden.
Saucoole Band. Selbstironisch und albern ohne peinlich zu wirken. Musikalisch verrückt ohne sich zu Tode zu frickeln oder gar schwach auf der Brust zu sein – im Gegenteil: Hier werden fette Geschütze aufgefahren. Aber auch das Stimmenduell und die wahnwitzigen Elektrospielchen im Sound tragen dazu bei, dass „The Game Of Life“ ein abgedrehtes, vielseitiges und sehr kurzweiliges Album einer Band ist, die nicht nur durch ihren Namen endlich mal wieder eigene Spuren im Moloch des Einheitsbreis hinterlässt.