Nach den ersten Minuten des Full-Lenght-Debüts der Modern Metaller ARMS TO AMEN werfe ich einen prüfenden Blick in den Infosheet: Nein, diese Herrschaften kommen weder von der Insel, noch aus den USA. Glück gehabt – denn derart platte Texte wie auf „The Prophecy“ hätte ich Muttersprachlern wirklich nicht zugetraut. Schlimmer noch: Im Vergleich zu den Marburgern wirken ohnehin nah am Kitsch angesiedelte Kapellen wie BULLET FOR MY VALENTINE oder ASKING ALEXANDRIA fast schon wie wahre Poeten. Angesichts völlig ausgelatschter Songtitel („Never Surrender“, „Through The Fire“, etc.), dämlichen Phrasen-Dreschens („Ashes to ashes, dust to dust„, „It’s like the first time, it’s like the last time„), erzwungenen Rumgereimes („I need some replacement time, something that I call mine„) und „aussagekräftiger“ Refrains, die aus einer einzigen Textzeile wie beispielsweise „Nothing is alright“ bestehen, kann ich nicht für voll nehmen, was Fredi, seines Zeichens Fronter, Texter, Gitarrist und Sänger der Band, über die Platte in der Pressinfo von sich gibt: „Die Lyrics sind absolut echt und können Menschen helfen über den Berg zu kommen, falls es ihnen in ihrer momentanen Lebenssituation nicht gefällt.“ Eben selber Fredi schrieb allerdings jüngst auf der Facebook-Seite der Band: „Heute gehts weiter am neuen Song! Der wird geil. Hat jemand nen TexT??? Dann muss ich den nich auch noch schreiben.“ Und so klingt es nämlich auch. Aber jaja – aber am Ende ist alles natürlich absolut echt. Klar. Ehrlich gesagt hoffe ich inständig, dass sich wirklich jemand auf den Aufruf hin bei Fredi meldet – es kann mit Sicherheit nicht mehr viel schlimmer werden.
Ach ja, Musik spielen die Herrschaften natürlich auch noch. Und die besteht im wesentlichen aus tausend Mal gehörten Riffs aus der Metalcore-, Modern- und Melodic-Metal-Wühltruhe – wobei es an der Gitarrenarbeit rein handwerklich wirklich nichts zu meckern gibt. Und man kann den Jungs auch durchaus attestieren, dass sie eingängige Songs schreiben können (beispielsweise die bereits angesprochenen „Never Surrender“ oder der Opener „Through The Fire“). Leider sind die aber entweder sterbenslangweilig dahingedudelt oder – und das ist häufiger der Fall – durch schmierige („Suffered Loss“, „Broken Home“), manchmal sogar dezent schiefe („Nova“) oder auch einfach stümperhaft klingenden Vocals in ihrer Hörbarkeit eingeschränkt. Zudem ist die Abmischung der Scheibe alles andere als gelungen. Am überzeugendsten klingt da – allen Widrigkeiten zum Trotz – noch der Schluss- und Titeltrack, auch wenn Drummer Timo hier seine liebe Mühe mit einigen Parts hat.
Ernsthaft, Freunde: Ich schlage vor, ihr fahrt mal zu DEFY THE LAWS OF TRADITION nach Nürnberg oder WE SAW WORLDS COLLIDE nach Augsburg und lasst euch erklären, wie man glaubwürdigen Melodic Metal mit Herzblut macht. Und in diesem Zusammenhang kann ich auch die vor zwei Jahren vom Kollegen Walter vergebenen sechs Punkte für die fast nahtlos ins Album eingegliederte Debüt-EP nicht nachvollziehen. Und „über den Berg“ hilft mir das Scheibchen erst recht nicht, denn „The Prophecy“ ist vor allem eines: ein klarer Griff ins Klo.
Der Griff ins Klo ist dein Review